Paula Dehmel
Geburtstag
Leises Klopfen an der Türe:
Kann ich 'rein Mama?
Frisch gewaschen, frisch gebügelt
Steht Rumpumpel da.
Rosen in beiden Händchen!
Wie der Kerl sich freut!
Kommt ans Bett, sagt: Guten Morgen,
Mutti Burtstag heut,
Vater putzt die große Stube,
Die ist furchtbar schön;
Lauter Blumen! Und die Torte!
Komm, zu Vati gehn!
Wilhelm Hauff
Wilhelm der lieben Mutter an ihrem Geburtstage
Was bring ich denn in Deiner Kinder Reihn
O Mutter! Dir an Deinem Ehrentage?
Darf ich Dir wohl zum Angebinde weihn
Was heute ich im vollen Herzen trage?
Nein Du verschmähest nicht was ich gefühlt,
So nimm es hin, mög es Dir Freude bringen
Und mög es aufwärts zu dem Vater dringen
Der unsre Gute Mutter stets erhielt.
Oh! sieh wie fröhlich alles zu Dir dringt,
Wie sie Dir reichen ihre kleinen Gaben,
Wie glücklich jedes, daß es etwas bringt,
Wie glücklich sie sich dünken Dich zu haben.
Doch hast der Gaben schönste Du erblickt?
Die Liebe ist's die Dir aus allen Blicken
Entgegendringt, das kindliche Entzücken
Das Dich und uns an diesem Tag beglückt.
Doch sag woher den tränenschweren Blick,
Der uns betrübt an unsrem Freudentage?
Ist nicht vollendet unsres Hauses Glück?
So stört uns noch der Mutter stille Klage?
Ist es Erinnerung was Dir das Auge trübt?
Gedenkst Du wohl an die, so früh geschieden,
Die schon enteilten zu dem ew'gen Frieden
Die Du so zärtlich alle hast geliebt?
Hernieder schwebten sie vom schönern Land
Sie stehen hier in ihrer Kinder Kreise,
Sie führen uns zur Mutter, Hand in Hand,
Und rings um Dich erblickst Du keine Waise;
Und leise lispeln sie Dir ihren Dank,
Daß Du bewahrtest, wie Du fest geschworen,
Die Kleinen, die sie nicht für sich geboren,
Und daß das Werk so herrlich Dir gelang.
Drum freut euch Kinder, freut euch und gedenkt
Daß wo der Stern der Gnade aufgegangen
Auch uns ein Licht der Liebe ward geschenkt,
Das mit so warmer Treue uns umfangen. –
Fest hoffen wir noch lange Dich zu sehn
In heitrer Ruh umspielt von Deinen Lieben
Bis Du uns zuführst den Geliebten drüben,
Ja! dieser Glaube kann nicht untergehn.
Novalis
Zu Sophiens Geburtstag
Wer ein holdes Weib errungen
Stimme seinen Jubel ein.
Mir ist dieser Wurf gelungen
Töne Jubel – die ist mein.
So hat nie das Herz geschlagen
Nie so hoch und nie so gut.
Künftig neigt vor meinen Tagen
Selbst der Glücklichste den Hut.
Fest umschlingt den Bund der Herzen
Nun der Ring der Ewigkeit,
Und es bricht der Stab der Schmerzen
Am Altar der Einigkeit.
O –! im Himmel ist geschlossen
Unsrer Herzen süßer Bund.
Ist ein beßrer Spruch entflossen
Je des Schicksals weisen Mund?
Dir gehört nun was ich habe,
Was ich denke fühle bin,
Und du nimmst nun jede Gabe
Meines Schicksals für dich hin.
Was ich sucht, hab ich gefunden,
Was ich fand, das fand auch mich,
Und die Geißel meiner Stunden
Zweifelsucht und Leichtsinn wich.
Nimmer soll mein Mund dich loben
Weil mein Herz zu warm dich ehrt.
Tief im Busen aufgehoben
Wohne heimlich mir dein Wert.
Wenn ich wunde Herzen heile
Jede Stunde besser bin
Nie im Guten lässig weile
Dieses Lob nimm dir dann hin.
Liebes Mädchen deiner Liebe
Dank ich Achtung noch und Wert,
Wenn sich unsre Erdenliebe
Schon in Himmelslust verklärt.
Ohne dich wär ich noch lange
Rastlos auf und ab geschwankt,
Und auf meinem Lebensgange
Oft am Überdruss erkrankt.
Wenn nur unsre Mutter wieder
Frisch und ledig bei uns steht
Und im Kreise unsrer Brüder
Stolz die Friedensfahne weht.
Wenn dann noch ein Süßer Trauter
Unsre Lolly fest umschlang –
O –! Dann tönt noch zehnfach lauter
Unsres Jubels Hochgesang.
Wenig still durchhoffte Jahre
Leiten unverwandt zum Ziel
Wo am glücklichen Altare
Endet unsrer Wünsche Spiel,
Uns, auf ewig Eins, verschwinden,
Wölkchen gleich, des Lebens Mühn
Und um unsre Herzen winden
Kränze sich von Immergrün.
Johann Wolfgang von Goethe
Dem Geburtstag
Von Osten will das holde Licht
nun glänzend uns vereinen,
und schönre Stunden fänd es nicht,
als diesem Tag zu scheinen.
Vorüber führt ein herrliches Geschick,
erhabne Helden, hochverehrte Frauen;
nun fesselt uns das heut’gen Tages Glück,
als bleibende dich unter uns zu schauen.
Soll auch das Wort sich hören lassen?
Der Tag ist schön, der Raum ist klein;
so mag die Inschrift kurz sich fassen:
Ein Herz wie alle, sie sind dein.
Theodor Storm
Am Geburtstag
Es heisst wohl: Vierzig Jahr ein Mann!
Doch mit vierzig fängt die Fünfzig an.
Es liegt die frische Morgenzeit
im Dunkel unter mir so weit,
dass ich erschrecke, wenn ein Strahl
in diese Tiefe fällt einmal.
Schon weht ein Lüftchen von der Gruft,
das bringt den Herbst-Resedaduft.
Friedrich Rückert
40. Geburtstag
Mit vierzig ist der Berg erstiegen,
wir stehen still und schaun zurück,
dort sehen wir der Kindheit stilles liegen
und dort der Jugend lautes Glück.
Noch einmal schau, und dann gekräftigt weiter
erhebe deinen Wanderstab,
Hindehnt ein Bergesrücken sich ein breiter,
und hier nicht, drüben gehts hinab.
Nicht atmend aufwärts brauchst du mehr zu steigen,
die Ebne zieht von selbst dich fort,
dann wird sie sich unmerklich neigen,
und eh du's denkst, bist du im Port.
Paula Dehmel
Vaters Geburtstag
Schnell, schnell, Besen,
Feg die Stube rein
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Muß alles sauber sein!
Wisch, wisch, Lappen,
Über Stuhl und Schrank
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Sind sie blitzeblank.
Blüh, Blüh, Blume,
Blüh recht frisch
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Stehst du auf dem Tisch!
Herz, Herzmuttchen,
Schnell das neue Kleid
Bis Väterchen zum Kaffee kommt,
Ist nur noch wenig Zei
Tick, tick, Uhrchen,
Renn doch nicht so fix
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Mach ich meinen Knix!
Fertig, alles fertig,
Der Kuchen ist auch da
Der Kaffee kommt, der Vater kommt,
Mein Verschen kann ich ja:
"Heut ist Dein Geburtstag!"
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