Der Kölner Mummenschanz
Da das Alter, wie wir wissen,
Nicht für Torheit helfen kann,
Wär es ein gefundner Bissen
Einem heitern alten Mann,
Daß am Rhein, dem vielbeschwommnen,
Mummenschar sich zum Gefecht
Rüstet gegen angekommnen
Feind, zu sichern altes Recht.
Auch dem Weisen fügt behäglich
Sich die Torheit wohl zur Hand,
Und so ist es gar verträglich,
Wenn er sich mit euch verband
Selbst Erasmus ging den Spuren
Der Moria scherzend nach
Ulrich Hutten mit Obskuren
Derbe Lanzenkiele brach.
Löblich wird ein tolles Streben,
Wenn es kurz ist und mit Sinn;
Heiterkeit zum Erdeleben
Sei dem flüchtigen Rausch Gewinn.
Häufet nur an diesem Tage
Kluger Torheit Vollgewicht,
Daß mit uns die Nachwelt sage:
Jahre sind der Lieb und Pflicht.
Johann Wolfgang von Goethe
Der Eselsfasching
Die Esel wollten den Fasching begehn,
Das konnt' ohne Masken und Schellen geschehn.
Tschahi, tschaha, tschaho!
Wie war'n die Esel froh!
Wie jauchzte laut ein Jeder, Jeder, Jeder
Und machte groß Halloh!
Sie hatten einen Narrenkönig sich erkor'n,
Das war geworden der mit den längsten Ohr'n.
Tschahi, tschaha, tschaho!
Wie war'n die Esel froh!
Wie jauchzte laut ein Jeder, Jeder, Jeder
Und machte groß Halloh!
Sie hatten einen Hofstaat ihm beigesellt,
So ganz wie es geht in der Manntierwelt.
Tschahi, tschaha tschaho!
Wie war'n die Esel froh!
Wie jauchzte laut ein Jeder, Jeder, Jeder
Und machte groß Halloh!
Und als nun die Esel so gingen im Zug,
Da kam ein Kettenhund herbei und frug:
»Tschahi, tschaha, tschaho!
Warum seid ihr so froh?
Warum doch jauchzt ein Jeder, Jeder, Jeder
Und machte ein solch Halloh!
Die Maskenfreiheit die haben auch wir,
Die brauchen wir jetzo nach unsrer Manier.
Tschahi, tschaha, tschaho!
Drum sind wir Esel froh,
Drum jauchzet auch ein Jeder, Jeder, Jeder
Und macht ein solch Halloh!
»Ihr Esel bleibt doch Esel und werdet nie gescheit,
Was kann euch doch nützen die Maskenfreiheit?
Tschahi, tschaha, tschaheit!
Ihr seid doch nie gescheit,
Es bleibet doch ein Jeder, Jeder, Jeder
Ein Esel allezeit.«
Hoffmann von Fallersleben
»So eine Freiheit, närrisch zu sein,
Die habt ihr ja auch mit den Russen gemein.
Tschahi, tschaha, tschahei!
Ja, zeigtet ihr euch frei,
So müsste halt ein Jeder, Jeder, Jeder
Gleich vor die Polizei.«
Storm, Theodor
Bei einem Carneval
Das Spiel der Welt besteht aus Mummereien
Ein Hofmann schleicht in priesterlicher Tracht;
Als Nonne winkt die Nymphe Schmeicheleien;
Ein Wuchrer stutzt in eines Sultans Pracht;
Der falsche Phrax erscheint im Schäferkleide;
Als Bäurin stampft die zarte Flavia;
Verblendend glänzt im stolzen Erbgeschmeide
Atossa selbst, der Läufer Zulica;
Als Fledermaus läßt Phryne sich nicht nennen,
Auch Myrtis nicht, der bunte Papagei.
O möchte man stets jedem sagen können
Dich, Maske, kenn' ich; nur vorbei!
Friedrich von Hagedorn
Aus des "Knaben Wunderhorn"
Die Fastnacht bringt uns Freuden zwar
Vielmehr denn sonst ein ganzes halbes Jahr,
Ich macht mich auf und thät spazieren gehen,
An einen Tanz,
Mir ward ein Kranz
Von Blümlein Glanz,
Des erfreut ich mich gar sehr.
Ich bot der Jungfrau meinen Gruß,
Ganz freundlich trat sie mir auf meinen Fuß,
Sie sprach: »Gut Gesell, wenn ich dir sagen sollt,
Wenn du nur wollst,
Ich wär dir hold.
Kein Silber und Gold
Ist meiner Lieb ein Sold.
Hinter meins Vaters Hof steht ein Thür,
Da ist weder Schloß noch Riegel dafür,
Da geh hinein, daß man dich nicht seh noch spür,
Sie ist geschmiert,
Daß sie nicht klirrt,
Kein Mensch dich irrt,
Tritt fröhlich hinein zu mir.
Des Nachts hob sich ein Wetter groß,
Das über Berg und tiefe Thal herfloß,
Desselben Wegs mich nie keinmahl verdroß;
Ich stahl mich aus,
Still wie ein Maus,
Und kam ins Haus,
Und lebt im Saus,
Mit der Lieben die ganze Nacht.
Achim von Arnim
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