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2013-01-08

Gedichte zum Geburtstag Teil 1 (Wünsche, Glückwünsche, Herwegh, Busch, Hebbel)

Blumengebinde






Johann Peter Eckerman



Der entfernten Geliebten, zum Geburtstage.



Was soll ich dir zu deinem Tage schicken,

Von hier nach . . ., zwischen Elb' und Heide?
Perlen und Gold, dir Hals und Arm zu schmücken,
Den neusten Stoff zu einem bunten Kleide,
Gürtel, den schlanken Wuchs noch zu verschönen,
Ein Diadem, dein goldenes Haar zu krönen?

Fast könnte Liebe mich dazu verführen;
Doch meine Liebe läßt es nicht geschehn.
Ich bin besorgt, mein Bestes zu verlieren,
Erschien es andrer Augen gar zu schön.
Vom Raub der Helena würde niemand lesen,
Wär' Helena nicht gar zu schön gewesen.
Gefällst du gar zu sehr den dort'gen Herrn,

Wirst du zu Gegenliebe leicht verflochten.
Dich sieht, ich weiß, der reiche Amtmann gern;
Der Obrist, der bei Waterloo gefochten;
Des Neffen Herz hast du im Tanz gerühret;
Bei Tisch den Offizier, der neulich durchpassieret.

Und wenn dir das schon ohne Schmuck gelungen,
Was würde nicht geschehn, wärst du geschmückt!
Drum hab' ich bloß dir dies Gedicht gesungen,
Und dich zu schmücken weiter nichts geschickt.
Ja, tätest du erst recht nach meinem Willen,
Du würd'st in Mäntel dich und Schleier hüllen.

Hab' ich doch schon um dich seit sieben Jahren,
Und länger schon, Gott weiß! wie schwer gestrebt;
Nun möcht' ich gern dich unberührt bewahren,
Mir, der für dich mit einz'ger Treue lebt,
Ja leidet; nicht, wie Jakob, nah dem Sterne,
Nein, hier in fünfzig Meilen weiter Ferne!


Theodor Storm

Am Geburtstage

Es heißt wohl: Vierzig Jahr ein Mann!
Doch Vierzig fängt die Fünfzig an.

Es liegt die frische Morgenzeit
Im Dunkel unter mir so weit,

Daß ich erschrecke, wenn ein Strahl
In diese Tiefe fällt einmal.

Schon weht ein Lüftlein von der Gruft,
Das bringt den Herbst-Resedaduft


Georg Herwegh

An Emma zum Geburtstag


Ich träumte von Schätzen die ganze Nacht,
Die ich dir wollte senden,
Und drüber bin ich aufgewacht
Mit leeren, leeren Händen.

Die Blumen schmücken dieses Jahr
Zwei Gräber deiner Lieben;
Die Blumen der Freude sind sogar,
Ich glaube, ausgeblieben.

Eins schleicht sich nach dem andern fort –
Und wären wir beständig?
Zuletzt bleibt noch ein Menschenwort
Am sichersten lebendig.

Mit solchem Worte denkt dein Mann
Dich baldigst zu begrüßen,
Und diesen Schatz legt er alsdann
Dir, lieber Schatz, zu Füßen





Theodor Storm



Zu Mutters Geburtstag



Du und dein Sohn,

Sie sind beide schon alt;
Doch blühen noch Rosen,
Und das Herz ist nicht kalt.


Christian Friedrich Hebbel

Ein Geburtstag auf der Reise.

Wie wird mir so beklommen,
Obgleich ich ruhig schlief!
Wär' heut der Tag gekommen,
Der mich ins Leben rief?
Ja, sagt mir der Kalender,
Ein Strauß des Freundes auch,
Den der zu milde Spender
Mir flocht am Lorbeerstrauch.

Ach, was sind das für Boten!
Wo bleiben Weib und Kind,
Die sonst, zum Liebesknoten
Verschränkt die Ersten sind!
Heran, heran, wie immer,
Du teures, teures Paar,
Sonst wage ich mich nimmer
Hinein ins neue Jahr.

Daß ich noch Atem hole,
Verdank' ich euch allein,
Denn ihr seid meine Pole
Und werdet's ewig sein!
Wie sollt' ich wohl noch ringen,
Wär's nicht des Vaters Pflicht?
Und könnt' es mir gelingen,
Stärkte dies Weib mich nicht?

Drum schnell, ich muß euch schauen,
Christine, an mein Herz,
Du innigste der Frauen,
Eh' es erstarrt vor Schmerz.
Und daß ich zwiefach nippe,
Reich' auch dein Kind zum Kuß,
Das meiner bärt'ge Lippe
Nur naht, wenn's eben muß.

Sie zögern noch! Ermannung!
Sie sind dir heut zu fern!
Du lebst in der Verbannung,
Doch nicht von Stern zu Stern!
Du ward'st auf eine Weile
Dem Paradies entrückt,
Damit es, dir zum Heile,
Bald doppelt dich beglückt.

Nun wohl, ich will es tragen,
Bin ich auch Duldens satt;
Ich ward zurück verschlagen
In eine finstre Stadt,
Wo ich, der Welt verborgen,
Bestand den ersten Streit,
Drum werde dieser Morgen
Der Pilgerschaft geweiht.

Es ist die rechte Stunde,
Ein Schlachtfeld zu beschaun,
Ich mache flugs die Runde
Und tu' es ohne Graun,
Als wären's schon Äonen,
Wo ich hier, stumm, doch bang,
Mit jedem der Dämonen
Auf Tod und Leben rang.

Drum erst zum kleinen Hause,
Das mich beherbergt hat!
In dieser dunklen Klause
Reift' ich zur Dichtertat,
Viel litt ich da im stillen,
Viel hat's in mir geschafft:
Von Gott den reinen Willen,
Vom Teufel jede Kraft.

Vorüber doch, vorüber!
Mir wird in meinem Sinn
Auf einmal trüb und trüber,
Nun ich zur Stelle bin.
Mir deucht, durch dieses Fenster
Grinst noch der ganze Chor
Der Larven und Gespenster,
Die mich gequält, hervor.

Dafür zum Königsgarten
Mit raschem Schritt hinab!
Er war's, der dem Erstarrten
Stets wieder Leben gab,
Der, wenn mich eine Mahnung
Der Todes tief geschreckt,
Mich gleich durch eine Ahnung
Der Zukunft neu geweckt.

O Park, sei mir gesegnet!
Bleib ewig frisch und grün,
Und wenn's nur einmal regnet,
So sollst du zweimal blühn!
In jeden deiner Gänge
Verlier' ich mich mit Lust,
Denn jeder hat Gesänge
Gehaucht in meine Brust.

Hier zeigte, wie im Traume,
Sich mir die Judith schon!
Dort, unterm Tannenbaume
Sah ich den Tischlersohn,
Da drüben winkte leise
Mir Genovevas Hand,
Und in des Weihers Kreise
Fand ich den Diamant.

Dann wollt' es mich bedünken,
Ich sei unendlich reich!
Mein Busen war dem Blinken
Des Sternenhimmels gleich:
Schon viel sind aufgegangen
In wandelloser Pracht,
Mehr glaubt man noch umfangen
Vom stillen Schoß der Nacht.

Zwar blieben's damals Schemen,
Mir nur zum Trost geschickt,
Sie mußten Abschied nehmen,
Sowie ich sie erblickt.
Das fügte tausend Schmerzen
Den schwersten noch hinzu,
Doch kam zuletzt dem Herzen
Durch sie allein die Ruh.

Denn als sie Blut getrunken,
Wie des Odysseus Schar
Im Hades, deren Funken
Längst still verglommen war:
Da wandelten die Schatten
Sich in Gestalten schnell,
Und nun sie Leben hatten,
Ward's rings um mich auch hell.

So will's ja der Berater
Der Welt, daß in der Kunst
Das Kind den eignen Vater
Erlöst vom irdschen Dunst
Und für die heil'ge Schüssel
Voll Bluts, die er vergießt,
Ihm dankt mit einem Schlüssel,
Der ihm das All erschließt.

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