> Gedichte und Zitate für alle: Gedichte zur Hochzeit Teil 1

2013-01-12

Gedichte zur Hochzeit Teil 1

zwei Hände mit Ring






Brautgesang

Komm heraus, komm heraus, o du schöne, schöne Braut
Deine guten Tage sind nun alle, alle aus.
Dein Schleierlein weht so feucht und tränenschwer,
Oh, wie weinet die schöne Braut so sehr!
Musst die Mägdlein lassen stehn,
Musst nun zu den Frauen gehn.

Lege an, lege an heut auf kurze, kurze Zeit
Dein Seidenröslein, dein reiches Brautgeschmeid.
Dein Schleierlein weht so feucht und tränenschwer,
Oh, wie weinet die schöne Braut so sehr!
Musst die Zöpflein schließen ein
Unterm goldnen Häubelein.

Lache nicht, lache nicht, deine Gold- und Perlenschuh
Werden dich schön drücken, sind eng genug dazu.
Dein Schleierlein weht so feucht und tränenschwer,
Oh, wie weinet die schöne Braut so sehr
Wenn die andern tanzen gehn,
Musst du bei der Wiege stehn.

Winke nur, winke nur, sind gar leichte, leichte Wink'
Bis den Finger drücket der goldne Treuering.
Dein Schleierlein weht so feucht und tränenschwer,
Oh, wie weinet die schöne Braut so sehr!
Ringlein sehn heute lieblich aus,
Morgen werden Fesseln draus.

Springe heut, springe heut deinen letzten, letzten Tanz.
Welken erst die Rosen, stechen Dornen in dem Kranz.
Dein Schleierlein weht so feucht und tränenschwer,
Oh, wie weinet die schöne Braut so sehr!
Musst die Blümlein lassen stehn,
Musst nun auf den Acker gehn.

Clemens Brentano




Die Wiederkehr des Hochzeitstages

Zu dieses Tages Feier
erklingt, du merkst es schon,
erklingt die alte Leier
und gibt den alten Ton.

So wie ich dich einst liebte,
so lieb´ ich dich noch heut´
und werde dich, Geliebte,
noch lieben alle Zeit.

Adelbert von Chamisso




Hochzeitslied

Stand ein junges Veilchen auf der Weiden,
Lieb und herzig, in sich, und bescheiden;
Und ein wackrer Jüngling über Land
Kam hin, da das Veilchen stand.

Und er sah das Veilchen auf der Weiden
Lieb und herzig, in sich, und bescheiden,
Sah es an mit Liebe und mit Lust,
Wünscht es sich an seine Brust.

Heute wird das Blümchen ihm gegeben,
Dass ers trag an seiner Brust durchs Leben,
Und ein Kreis von edlen Menschen steht
Ernst und feiert mit Gebet.

Seid denn glücklich! Gott mit euch, ihr beide!
Seine »Sonn am Himmel« schein euch Freude;
Und, in eurer Freud, in eurem Schmerz,
Seine "bessre" euch ins Herz!

Matthias Claudius




Zur Hochzeit

Was das für ein Gezwitscher ist!
Durchs Blau die Schwalben zucken
Und schrein, "Sie haben sich geküsst!"
Vom Baum Rotkehlchen gucken.

Der Storch stolziert von Bein zu Bein;
"Da muss ich fischen gehen -"
Der Abend wie im Traum darein
Schaut von den stillen Höhen.

Und wie im Traume von den Höhen
Seh ich nachts meiner Liebsten Haus,
Die Wolken darüber gehen
Und löschen die Sterne aus.

Joseph von Eichendorff




Der Bräutigam

Um Mitternacht ich schlief, im Busen wachte
Das liebevolle Herz, als wär es Tag;
Der Tag erschien, mir war, als ob es nachte -
Was ist es mir, soviel er bringen mag.

Sie fehlte ja, mein emsig Tun und Streben,
Für sie allein ertrug ichs durch die Glut
Der heißen Stunde; welch erquicktes Leben
Am kühlen Abend! Lohnend warŽs und gut.

Die Sonne sank, und Hand in Hand verpflichtet
Begrüßten wir den letzten Segensblick,
Und Auge sprach, ins Auge klar gerichtet:
Von Osten, hoffe nur, sie kommt zurück.

Um Mitternacht - der Sterne Glanz geleitet
Im holden Traum zur Schwelle, wo sie ruht.
O sei auch mir dort auszuruhn bereitet,
Wie es auch sei, das Leben, es ist gut.

Johann Wolfgang von Goethe




Hochzeitslied

Aus der Eltern Macht und Haus
Tritt die züchtge Braut heraus
An des Lebens Scheide -
Geh und lieb und leide!
Freigesprochen, unterjocht,
Wie der junge Busen pocht
Im Gewand von Seide -
Geh und lieb und leide!
Frommer Augen helle Lust
Überstrahlt an voller Brust
Blitzendes Geschmeide -
Geh und lieb und leide!
Merke dirs, du blondes Haar:
Schmerz und Lust Geschwisterpaar,
Unzertrennlich beide -
Geh und lieb und leide!

Johann Wolfgang von Goethe




Hochzeitslied

Will singen euch im alten Ton
Ein Lied von Lieb und Treu;
Es sangens unsre Väter schon,
Doch bleibtŽs der Liebe neu.

Im Glücke macht es freudenvoll,
Kann trösten in der Not:
"Dass nichts die Herzen scheiden soll,
Nichts scheiden als der Tod:

Dass immerdar mit frischem Mut
Der Mann die Traute schützt,
Und alles opfert, Gut und Blut,
Wenns seinem Weibchen nützt;

Dass, wenn die Lerch im Felde schlägt,
Sein Weib ihm Wonne lacht,
Ihm, wenn der Acker Dornen trägt,
Zum Spiel die Arbeit macht,

Und doppelt süß der Ruhe Lust,
Erquickend jedes Brot,
Den Kummer leicht an ihrer Brust,
Gelinder seinen Tod.

Dann fühlt er noch die kalte Hand
Von ihrer Hand gedrückt,
Und sich ins neue Vaterland
Aus ihrem Arm entrückt."

Johann Georg Jacobi




Es zog eine Hochzeit den Berg entlang
Sie sang das Lied, die Worte sind verklungen,
Die Finger liegen lässig auf den Tasten,
Es wächst der Mond aus leichten Dämmerungen
Und grüßt ins Fenster, die Gedanken rasten.
Hört sie Musik? Vor hundert frischen Jungen
Flog grün ein Attila mit Silberquasten,
Durchs Herz geschossen ruht er, schlachtverschlungen,
Im grünen Attila mit Silberquasten.

Keine Kommentare: