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2013-01-25

Liebesgedichte von Theodor Fontane und Theodor Storm Teil 11





Theodor Fontane wurde am 30.12.1819 in Neuruppin geboren und starb am 20.09.1898 in Berlin. Fontane gilt in der deutschen Literaturgeschichte als der Hauptvertreter des sogenannten poetischen Realismus. Er ist vor allem wegen seines Romans "Effi Briest" und der "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" bekannt geworden. Neben diesen beiden Werken hat Fontane zahlreiche Artikel verfasst die er aus England (Aufenthalt von 1855-1859) nach Deutschland schickte und den deutschen Lesern das englische Kunstleben näher brachte. Fontane hat etwa 250 Gedichte geschrieben wovon einige noch sehr bekannt sind. Fontane verfasste u.a. auch die Romane "Frau Jenny Treibel", "Der Stechlin" und weitere Romane und Novellen.






Theodor Storm wurde am 14.09.1817 in Husum geboren und starb am 04.07.1888 in Hanerau-Hadermarschen. Neben Lyrik schuf Theodor Sturm auch Novellen und von seinem Gesamtwerk ist vieles lebendig geblieben und wird immer wieder verlegt.  Besonders die Novelle "Der Schimmelreiter" sowie zahlreiche seiner Gedichte sind auch heute noch des Lesens wert. 










Theodor Storm



Neuer Frühling



Der liebe Frühling kommt mit hellem Klange
Und streuet seinen Schmelz auf Hain und Triften;
Viel tausend Vögel wiegen sich in Lüften
Und feiern ihn mit lautem Freudensange. -


Auch du, mein Herz, ihn freundlich zu empfangen,
Aus starrer Trauer mußt du dich erheben!
Was willst du noch der alten Liebe leben,
Da rings umher nur frische Rosen prangen.


Und konnt im Lenz die alte Lieb verglühen;
So mag die Trauer mit dem Winter schwinden;
Im neuen Lenz wird neue Lieb erblühen.


Es sind ja Blumen noch genug zu finden,
Der ganzen Flur ist neuer Schmuck verliehen!
Drum will auch ich aufs neu mir Kränze winden!






Lucie





Ich seh sie noch, ihr Büchlein in der Hand,
Nach jener Bank dort an der Gartenwand
Vom Spiel der andern Kinder sich entfernen;
Sie wusste wohl, es mühte sie das Lernen.


Nicht war sie klug, nicht schön; mir aber war
Ihr blass Gesichtchen und ihr blondes Haar,
Mir war es lieb; aus der Erinnrung Düster
Schaut es mich an; wir waren recht Geschwister.

Ihr schmales Bettchen teilte sie mit mir,
Und nächtens Wang an Wange schliefen wir;
Das war so schön! Noch weht ein Kinderfrieden
Mich an aus jenen Zeiten, die geschieden.

Ein Ende kam; - ein Tag, sie wurde krank
Und lag im Fieber viele Wochen lang;
Ein Morgen dann, wo sanft die Winde gingen,
Da ging sie heim; es blühten die Syringen.

Die Sonne schien; ich lief ins Feld hinaus
Und weinte laut; dann kam ich still nach Haus.
Wohl zwanzig Jahr und drüber sind vergangen -
An wie viel anderm hat mein Herz gehangen!

Was hab ich heute denn nach dir gebangt?
Bist du mir nah und hast nach mir verlangt?
Willst du, wie einst nach unsern Kinderspielen,
Mein Knabenhaupt an deinem Herzen fühlen?







Theodor Fontane

Winterabend


Da draußen schneit es: Scheegeflimmer
Wies heute mir den Weg zu dir;
Ein tret' ich in dein trauliches Zimmer,
Und warm an Herze fliegst du mir -
Ab schüttl' ich jetzt die Winterflocken,
Ab schüttl' ich hinterdrein die Welt,
Nur leise noch von Schlittenglocken
Ein ferner Klang herüberquellt.

"Nun aber komm, nun laß uns plaudern
Vom eigenen Herd, von Hof und Haus!"
Da baust du lachend, ohne Zaudern,
Bis unters Dach die Zukunft aus;
Du hängst an meines Zimmer Wände
All meine Lieblingsschilderein,
Ich seh's und streck' danach die Hände,
Als müss' es wahr und wirklich sein.

So flieht des Abends schöne Stunde,
Vom fernen Turm tönt's Mitternacht,
Die Mutter schläft, in stiller Runde
Nur noch die Wanduhr pickt und wacht.

Ade, ade! Von warmen Lippen
Ein Kuß noch - dann in Nacht hinein:
Das Leben lacht, trotz Sturm und Klippen,
Nur Steurer muß die Liebe sein.





Ich schaute einst im Traume



Ich schaute einst im Traume
Zwei Äuglein, klar und schön,
Die waren wie die Sterne
So lieblich anzusehn.
Ich küßte auch zwei Lippen,
In Morgenrot getaucht,
Die waren wie die Rosen,

Ich hörte eine Stimme,
Von silberhellem Klang,
Die zitternd mir zum Ohre
Und wohl noch tiefer drang.

Was schon in luftgen Träumen
Sie, die im Traum ich liebte.
Die Augen wie die Sterne,
Die Lippen wie die Rosen,

Die seien nun geküßt;
Und Worte wie die Lieder
Erlausche Herz und Sinn,
In Worten kling' es wieder
Wie glücklich heut ich bin.

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