Geschichte der Geologie Thüringens
Thüringen war vom Ende des 17 Jh. bis
zur Mitte des 19 Jh. ein Zentrum der geologischen Forschung und zählt
zusammen mit Sachsen zu den Begründerländer der modernen Geologie.
Durch Jahrhunderte langen Abbau von Bodenschätzen hatte sich in
Thüringen ein großer geologischer Wissensschatz angesammelt. Schon
in der Mitte des 16. Jahrhunderts hatte der in Chemnitz wohnende
Arzt, G.Bauer (Agricola) das Mineral-und Gesteinsvorkommen in
Thüringen erwähnt und beschrieben. Mit ihm beginnen zahlreiche
Autoren Schriften und Bücher über Bergbau, Salinenwesen und
Mineralvorkommen zu publizieren. Daneben setzt eine umfangreiche
Beschreibung von Fossilienfunden in Thüringen ein.
Mitte des 18.Jh. fanden Überlegungen
zu allgemeinen geologischen Prozessen und ihrer Ursachen ein breites
Echo. Der Rudolstädter Arzt G.C.Füchsel (1722-1773) führte in
seinem Gesamtwerk zahlreiche grundlegende Begriffe in der Geologie
ein. Er legte die Grundlagen für die Formationslehre von A.C.Werner
(1749-1817). Werner war der Erste der eine geologische Karte für ein
größeres Gebiet schuf.
Der Bergbeamte F.G.Gläser (1749-1804)
und der Erfurter Mediziner J.W.Baumer (1719-1788) schufen auf
mineralogisch-lagerstättenkundlichen Gebiet grundlegende Arbeiten.
Die 1765 gegründete Freiberger
Akademie übte auch auf das Thüringer Land einen großen Einfluss aus. Höhepunkt dieser Einflussnahme war der sogenannte
Neptunistenstreit.
Goethe hatte sich als hoher weimarischer Beamter um die Wiederbelebung des Ilmenauer Bergbaues
verdient gemacht. J.C.W.Voigt (1752-1821), ein Schüler Werners und
von Goethe geförderter Wissenschaftler war der erste Feldgeologe
Thüringens und ein Vertreter der Plutonisten. 1796 gründete
J.G.Lenz (1748-1832) auf Wunsch Goethes die „Societät für die
gesamte Mineralogie zu Jena“. Diese Interessengemeinschaft ist die
älteste geowissenschaftliche Vereinigung überhaupt und hatte im
Jahr 1813 bereits über 1500 Mitglieder.
Regionalgeologische Arbeiten wurden
insbesondere nach dem Jahren um 1780 veröffentlicht. Bekannt ist
z.b. die Arbeit von J.L.Heim (1741-1819) „ Geologische Beschreibung
des Thüringer Waldgebirges“.
Der Werner Schüler J.K.Freiesleben
(1774-1846) gilt als ein bedeutender Erforscher des Kupferschiefers
und der Arzt J.G.Hornschuh (1746-1795) führte den Begriff Keuper in
die Geologie ein. Am Ende dieser Periode, sind bis auf wenige
Ausnahmen, die geologischen Einheiten Thüringens bekannt.
Für das Gebiet von Jena wurden
wichtige Arbeiten von J.H.Schütte (1694-1774) und F.C.Schmidt
(1755-1830) geleistet. Grundlegende Arbeiten zum Trias erschienen von
H.Emmerich (1815-1879), E.E.Schmid (1815-1885), H.Credner,
H.B.Geinitz und eine Reihe anderer Autoren.
Im Jahr 1862 begann man mit der
Spezialkartierung Thüringens und schloss diese Arbeit bis zum Beginn
des 1.WK ab.
Für das Thüringer Becken leisteten
Geologen wie O.Speyer (1827-1882), E.Kayser (1845-1927) K.v.Seebach
und Andere wichtige Arbeiten. In Südthüringen waren z.B. H.Bücking
(1851-1932) oder H.Loretz (1836-1917) tätig. Leider erwies sich ein
großer Teil der Karten wegen der überholten Gliederung und
fehlender Detailliertheit bald als überholt.
Im Thüringer Schiefergebirge wird mit
der Spezialkartierung in den achtziger Jahren des 19 Jh. begonnen.
In der Mitte des 19Jh. werden
regionalgeologische Kenntnisse durch Steinsalz- und
Steinkohlebohrungen erweitert. Die Lagerstättenerkundung,
insbesondere auf Kalisalze, brachte in den 90er Jahren des 19Jh.
einen enormen Wissenszuwachs.
Geowissenschaftliche Institute wie in
Jena und Halle hatten großen Anteil an der Erweiterung
regionalgeowissentschaftlicher Erkenntnisse. Aus diesem Kreis von
Wissenschaftlern sind besonders bekannt geworden J.Walther
(1860-1937), Bruno v. Freyberg (1894-1981), F.Heide (1891-1973) und
W.Hoppe (1896-1976).
1923 wird die „Thüringische
geologische Gesellschaft“ unter Leitung von W.v.Seidlitz
(1880-1945) gegründet. Dieses Institut arbeitete nach 1945 als
„Geologisches Landesamt“ und ab 1961 als „Geologischer Dienst
Jena“ weiter.
1974 erschien die Erste „Geologie von
Thüringen“. Kartenmaterial konnte wegen der in der DDR
herrschenden Geheimhaltungsbestimmungen erst in größeren Umfang
nach der Wiedervereinigung erscheinen.
Nach der Wende wurden zahlreiche
private Ingenieurbüros gegründet die sich vor allem mit
Gutachtertätigkeiten beschäftigen. Neu ins Leben gerufen (1990)
wurde der „Thüringische geologische Verein“ der bereits von
1926-1945 bestanden hatte.
Lesen Sie auch:
Quelle: Gerd Seidel
Geologie von Thüringen2. Aufl., Januar 2003, Schweizerbart'Sche Verlagsbuchhandlung, 181200203
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