Frei nach einem Dichter
Wird bei Nacht dir die Ruhe geraubt durch hüpfender Flöhe
Piekende Schar und sanft anschleichende Wanzen, so gibt es
Viele der Zauber, allein nur einer, nur dieser ist wirksam:
Ehe du fährst in das Bett, sprich: Flukifligukiwanzuki,
Grillapadunk und Krotterottotter und Mäusekaratta!
Neunmal sage den Spruch und jedesmal trinke dazwischen
Piekende Schar und sanft anschleichende Wanzen, so gibt es
Viele der Zauber, allein nur einer, nur dieser ist wirksam:
Ehe du fährst in das Bett, sprich: Flukifligukiwanzuki,
Grillapadunk und Krotterottotter und Mäusekaratta!
Neunmal sage den Spruch und jedesmal trinke dazwischen
Drei der Gläser von ungrischem Wein - es geht auch mit Rheinwein:
Hast du nun ganz vollbracht das Sprüchleinsagen und Trinken,
Siehe, so beißt kein Floh; und beißt dich auch einer, so beiߎ er:
Nichts doch fühlst du, du schnarchst wie die seligen Götter des Himmels.
August Kopisch
Der Tod
Gestern, Brüder, könnt ihrs glauben?
Gestern bei dem Saft der Trauben,
(Bildet euch mein Schrecken ein!)
Kam der Tod zu mir herein.
Drohend schwang er seine Hippe,
Drohend sprach das Furchtgerippe:
Fort, du teurer Bacchusknecht!
Fort, du hast genug gezecht!
Lieber Tod, sprach ich mit Tränen,
Solltest du nach mir dich sehnen?
Sieh, da stehet Wein für dich!
Lieber Tod verschone mich!
Lächelnd greift er nach dem Glase;
Lächelnd macht ers auf der Base,
Auf der Pest, Gesundheit leer;
Lächelnd setzt ers wieder her.
Fröhlich glaub ich mich befreiet,
Als er schnell sein Drohn erneuet.
Narre, für dein Gläschen Wein
Denkst du, spricht er, los zu sein?
Tod, bat ich, ich möcht auf Erden
Gern ein Mediziner werden.
Laß mich: ich verspreche dir
Meine Kranken halb dafür.
Gut, wenn das ist, magst du leben:
Ruft er. Nur sei mir ergeben.
Lebe, bis du satt geküßt,
Und des Trinkens müde bist.
Oh! wie schön klingt dies den Ohren!
Tod, du hast mich neu geboren.
Dieses Glas voll Rebensaft,
Tod, auf gute Brüderschaft!
Ewig muß ich also leben,
Ewig! denn beim Gott der Reben!
Ewig soll mich Lieb und Wein,
Ewig Wein und Lieb erfreun!
Gotthold Ephraim Lessing
Lob der Faulheit
Faulheit, jetzo will ich dir
Auch ein kleines Loblied bringen. -
O — wie — sau — er — wird es mir, —–
Dich — nach Würden — zu besingen,
Doch, ich will mein Bestes tun,
Nach der Arbeit ist gut ruhn.
Höchstes Gut, wer Dich nur hat,
Dessen ungestörtes Leben –
Ach! — ich — gähn — ich — werde matt —
Nun — so — magst du — mir`s vergeben,
Dass ich Dich nicht singen kann;
Du verhinderst mich ja dran.
Gotthold Ephraim Lessing
Inserat
Die verehrlichen Jungen, welche heuer
Meine Äpfel und Birnen zu stehlen gedenken,
Ersuche ich höflichst, bei diesem Vergnügen
Wo möglich insoweit sich zu beschränken,
Daß sie daneben auf den Beeten
Mir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten.
Theodor Storm
Ein Traum
O Traum, der mich entzücket!
Vom schönsten Traum berücket,
Lag, sorglos hingestrecket,
Ich durch's Gebüsch verdecket,
Das einen Teich, der silbern floß,
Im schattenvollen Tal umschloß.
Da sah ich durch die Sträuche
Mein Mädchen bei dem Teiche:
Das hatte sich zum Baden
Der Kleider meist entladen,
Bis auf ein untreu weiss Gewand,
Das keinem Lüftchen widerstand.
Nun hob mit Jugendfeuer
Die schöne Brust sich freier:
Mein Blick blieb lüstern stehen
Bei diesen regen Höhen,
Wo Zephyr unter Lilien blies.
Und sich die Wollust küssen liess.
Sie fing nun an, o Freuden!
Sich vollends auszukleiden:
Ach! aber eh's geschiehet,
Erwach' ich, und sie fliehet.
O schlief ich doch von neuem ein!
Nun wird sie wohl im Wasser sein.
Johann Peter Uz
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