> Gedichte und Zitate für alle: Maigedichte, Gedichte zum Mai Teil 3 (Geibel, Dauthendey, Busch, Bierbaum)

2013-03-18

Maigedichte, Gedichte zum Mai Teil 3 (Geibel, Dauthendey, Busch, Bierbaum)





Der Mai ist gekommen

Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,
da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus;
wie die Wolken dort wandern, am himmlischen Zelt,
so steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.

Herr Vater, Frau Mutter, dass Gott euch behüte'!
Wer weiss, wo in der Ferne ,ein Glück mir noch blühte!
Es giebt so manche Strasse, da nimmer ich marschiert,
es giebt so manchen Wein, den ich nimmer noch probiert.

Frisch auf drum, frisch auf im hellen Sonnenstrahl!
Wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Tal!
Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all',
mein Herz ist wie eine Lerche und stimmet ein mit Schall.

Und abends im Städtlein, da kehr' ich durstig ein:
"Herr Wirt, mein Herr Wirt, eine Kanne blanken Wein!
Ergreife die Fiedel, du lust'ger Spielmann du,
von meinem Schatz das Liedl, das sing' ich dazu."

Und find' ich keine Herberg', so lieg ich zur Nacht
wohl unter blauem Himmel, die Sterne halten Wacht;
im Winde die Linde, die rauscht mich ein gemach,
es küsst in der Früh' das Morgenrot mich wach.

O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust!
da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust;
da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:
Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt.

Emanuel  Geibel
Maimond

Maimond schwebt über dem Fluß
Und liegt mir glatt vor dem Fuß.
Das Wasser rückt nicht von der Stelle
Und lugt nur hinauf in die Helle.

Ich schau' übers Flussbett hinüber -
Ein Lied schlägt die Brücke herüber,
Es lacht eine Nachtigall
Eine Brücke aus Freude und Schall.

Es regt sich der Nachtwind im Laub -
Es fiel ein Gedanke zum Staub -
Maimond aus vergangen Jahren
Liegt streichelnd auf alternden Haaren.

Maimond zog mich hin mit Verzücken
Sacht über die singende Brücken,
Und jünger wurde mein Gang,
Solange die Nachtigall sang.

Max Dauthendey 
Der Mai ist auf dem Wege

Der Mai ist auf dem Wege,
Der Mai ist vor der Tür;
Im Garten, auf der Wiese,
Ihr Blümlein, kommt herfür!

Da hab' ich den Stab genommen,
Da hab' ich das Bündel geschnürt,
Zieh' weiter und immer weiter,
Wohin die Straße mich führt.

Und über mir ziehen die Vögel,
Sie ziehen in lustigen Reih'n;
Sie zwitschern und trillern und flöten,
Als ging's in den Himmel hinein.

Der Wandrer geht alleine,
Geht schweigend seinen Gang;
Das Bündel will ihn drücken;
Der Weg wird ihm zu lang.

Ja, wenn wir all' zusammen
So zögen ins Land hinein!
Und wenn auch das nicht wäre,
Könnt' eine nur mit mir sein!

Johann Ludwig Wilhelm Müller 
Jeder weiß, was so ein Maikäfer
für ein Vogel sei.
In den Bäumen hin und her
Fliegt und kriecht und krabbelt er.

Max und Moritz, immer munter,
Schütteln sie vom Baum herunter.
In die Tüte von Papiere
Sperren sie die Krabbeltiere.

Fort damit und in die Ecke
Unter Onkel Fritzens Decke!
Bald zu Bett geht Onkel Fritze
In der spitzen Zippelmütze;

Seine Augen macht er zu,
Hüllt sich ein und schläft in Ruh.
Doch die Käfer, kritze, kratze!
Kommen schnell aus der Matratze.

Schon faßt einer, der voran,
Onkel Fritzens Nase an.
"Bau!" schreit er. "Was ist das hier?"
Und erfaßt das Ungetier.

Und den Onkel, voller Grausen,
Sieht man aus dem Bette sausen.
"Autsch!" - Schon wieder hat er einen
Im Genicke, an den Beinen;

Hin und her und rundherum
Kriecht es, fliegt es mit Gebrumm.
Onkel Fritz, in dieser Not,
Haut und trampelt alles tot

Guckste wohl, jetzt ist's vorbei
Mit der Käferkrabbelei!
Onkel Fritz hat wieder Ruh
Und macht seine Augen zu.

 Busch, Wilhelm
Erste Blüten

Lange schlug das Herz mir dumpf
Und in faulen Schlägen,
War ein tangbedeckter Sumpf
Ohne Wellenregen.

Bunte Blumen blühten rings,
Und ich ging vorüber,
Wissenschaft, die graue Sphinx,
Gab mir Nasenstüber.

Wissenschaft, die graue Sphinx,
Mag der Teufel holen;
Euch, ihr Blüheblumen rings,
Sei mein Herz befohlen.

Sonnevoll ist mein Gemüt,
Eine grüne Wiese,
Drauf es singt und springt und blüht,
Wie im Paradiese.

Eine Geige klingt in mir,
Glockenklar und leise ...
»Oh du allerschönste Zier! ...«
Wundersame Weise.

Glück und Glanz und Glorienschein
Über allem Leben,
Und die ganze Welt ist mein,
Mir zu Lehen gegeben.

Und mein Herz haucht Liebe aus,
Alle Not verendet,
Sorge, Sünde, Haß und Graus
Sind in Glück gewendet.

Dumme, holde Träumerei,
Immer kehrst du wieder:
Erste Blüten, erster Mai,
Schwärmerische Lieder.

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