> Gedichte und Zitate für alle: Politische deutsche Gedichte Teil 10 Hoffmann von Fallersleben Teil 6 (Unpolitische Lieder)

2013-04-24

Politische deutsche Gedichte Teil 10 Hoffmann von Fallersleben Teil 6 (Unpolitische Lieder)






August Heinrich Hoffmann von Fallersleben-Unpolitische Lieder (Auswahl)






Aus dem 2. Band/ Mittwoch und Donnerstag



Mittwoch

Wächterlied



 Die Hähne krähten durch das Land:
Und wer in Schlafes Banden ruht,
Sei munter jetzt und wohlgemuth!
Der Tag beginnt, die Nacht verschwand.

Der Wächter auf der Zinne stand
Und rief: ihr sollet munter sein,
Ich sehe schon des Tages Schein;
Wacht auf! wacht auf! die Nacht verschwand.

Da stand man auf wohl hie und dort,
Die Hähne tat man in den Topf,
Dem Wächter hieb man ab den Kopf,
Dann aber schlief man weiter fort.

Wer will noch Hahn und Wächter sein?
Wer wecket uns aus Schlafes Not
Bald zu der Freiheit Morgenrot?
Wir schlafen in den Tag hinein.
Dichtung und Wahrheit

Ihr sangt der Welt von Freiheit vor
Manch herrliches Gedicht;
Die Freiheit drang der Welt ins Ohr,
Die Welt verstand es nicht.

Die Freiheit war nur ein Gedicht,
Was ist sie jetzt zur Frist?
Jetzt sänget ihr von Freiheit nicht,
Weil Freiheit Wahrheit ist.
Donnerstag

Fromme Fürsorge


 Dem Lämmlein hängt man niedliche Glöcklein an,
Auf daß es lieblich läuten kann:
So behängt man mit Titeln und Orden
Wer ein Lämmelbruder geworden.

Das Lämmlein schickt man ins beste Gras hinein,
Auf daß es möge gut gedeihn:
So schickt man auch in die besten Stellen
Den Lämmelbruder mit seinen Gesellen.
Tragische Geschichte

Jüngst ist ein General erwacht,
Ein tapfrer General,
Dem hat ein Traum um Mitternacht
Gemacht viel Angst und Qual.

Er war im Leben noch erstreckt
Durch keinerlei Gefahr,
Doch hat ein Traum ihn aufgeweckt,
Ein Traum gar wunderbar.

Was träumte denn dem General
In später Mitternacht?
Was hat ihm denn so große Qual
Und soviel Angst gemacht?

Ihn der gebebt in keiner Schlacht,
Den nichts noch hatt' erschreckt,
Was hat ihn denn um Mitternacht
Aus seinem Schlaf geweckt?

War's Krieg und Pest, war's Hungersnot?
War's Hülf- und Feuerschrei?
War's Hochverrat, und Mord und Tod?
War's blut'ge Meuterei?
 Ihm träumte – nun, es war enorm! –
Daß durch das ganze Heer
Erhielte jede Uniform
Hinfort zwei Knöpfe mehr.
Ideen zur europäischen Völkergeschichte

 Sind nur darum Europas Staaten,
Daß die Soldaten grünen und blühn?
Müssen für drei Millionen Soldaten
Unsre zweihundert Millionen sich mühn?

Freilich, das ist das Glück das moderne!
Das uns gelehrt hat Soldaten erziehn:
Ganz Europa ist eine Kaserne,
Alles Dressur und Disziplin.

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