> Gedichte und Zitate für alle: Politische deutsche Gedichte Teil 6 Hoffmann von Fallersleben Teil 2 (Unpolitische Lieder)

2013-04-21

Politische deutsche Gedichte Teil 6 Hoffmann von Fallersleben Teil 2 (Unpolitische Lieder)






August Heinrich Hoffmann von Fallersleben-Unpolitische Lieder (Auswahl)

Aus dem 1. Band/Dritte und Vierte Sitzung



Dritte Sitzung



Die unmündigen Aufgeklärten

»Unmündig seid ihr allesamt,
Dazu hat euch der Staat verdammt,
Und wer einmal unmündig ist,
Wird aufgeklärt zu keiner Frist.«

Wahr mag nun wohl das Eine sein,
Das andre leuchtet uns nicht ein:
Sagt an, wo's uns an Licht gebricht?
Wir sehn oft nicht vor lauter Licht.

Ein Weltgericht

 Die Weltgeschichte ist das Weltgericht,
Doch kein Gericht für jeden Magen,
Denn solche derbe Speise würde nicht
Ein jeder Herr und Knecht vertragen.

Drum hat man viele Männer angestellt,
Die müssen's klopfen, kochen, braten,
Daß dies Gericht der ganzen Welt gefällt,
Zumal den hohen Potentaten.

Zu haben ist es dann an jedem Ort,
Für Geld bekommt es leicht ein Jeder;
Mit einer Brühe giebt man's gratis fort
Sogar auch wohl noch vom Katheder.

Es ist bereitet dann so exzellent,
Daß man die Finger danach lecket;
Gesättigt rufen wir: potz Element!
Wie gut doch die Geschichte schmecket!

Ein Staatsgericht

Es hat die Welt wohl ihre Mucken,
Doch leider ihre Mucker auch;
Die Mucken könntest du verschlucken,
Vom Mucker platzte dir der Bauch.

Doch wär' ein Staatsbauch mir beschieden,
O weh der armen Muckerschaar!
Kein einz'ger Mucker blieb' in Frieden,
Ich fräße sie mit Haut und Haar.

Vierte Sitzung

Freiheit

Wozu sollen die Beschwerden?
Freiheit ist genug auf Erden,
Wenig, viel und nichts zu werden.

Freiheit ward uns in Gewerben,
Im Verthun und im Verderben,
Im Verhungern und im Sterben.

Weiter kannst du's hier nicht bringen;
Andre Freiheit zu erringen,
Wird dir dort nur erst gelingen.

Licht und Schatten

Freilich, Luthers Zeiten hatten
Schatten mehr, viel mehr als Licht,
Und man ließ der Welt den Schatten,
Doch das Licht verbot man nicht.

Zwar noch heut' ist frei der Schatten,
Aber nicht des Lichtes Schein;
Licht will man uns wohl verstatten,
Doch zum Schattenspiel allein.

Jene finstern Zeiten kannten
Keine – – sche Censur:
Und ihr hellen Protestanten
Rühmt euch geistiger Kultur?

 Lasst doch jedem seinen Schatten,
Und sein Licht verwehrt ihm nicht;
Lasst doch uns auch, was wir hatten,
Unsern Schatten, unser Licht!

Lasst auch uns in unsern Tagen
Ihn den Fürsten finstrer Nacht
Mit dem Dintenfaß verjagen,
Wie es Luther hat gemacht!

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