> Gedichte und Zitate für alle: Die deutsche Heimat- Gedichte- Im Gebirge Teil 6

2013-05-22

Die deutsche Heimat- Gedichte- Im Gebirge Teil 6

Gebirge-Gedichte






Novalis

Der Harz



Harz, du Muttergebürg, welchem die andre Schar 
Wie der Eiche das Laub entsproßt 
Adler zeugest du dir hoch auf der Felsenhöh' 
Und dem Dichter Begeisterung. 

Weit im deutschen Gefild sieht man der Felsen Haupt
Spät im Sommer vom Schnee noch schwer,
Tiefer Fichten bekränzt, düster vom Eichenwald, 
Der vor Zeiten den Deutschen hehr. 

Ströme rauschen herab dir in das finstre Tal,
Brechen zwischen den Lasten sich
Welche spielende Flut von dem Gebürge riß 
Und des eilenden Sturmes Grimm. 

Oft umringen dich auch Blitz und des Donners Hall,
Schrecken unten das tiefre Tal
Doch mit heiterer Stirn lachst du des Ungestüms, 
Träufst nur fruchtbare Flut herab. 

Eber brausen im Wald, Eber mit Mörderzahn,
Die der Spieß zu bestehn nur wagt,
Du auch hegest den Hirsch trotzend auf sein Geweih 
Und noch mehrerer Tiere Heer. 

Gütig lässest du zu, daß dir ein Eingeweid
Mit der emsigen Hand durchwühlt
Nach verderbendem Gold und nach dem Silbererz 
Unersättlicher Menschendurst, 

Aber schenkest uns auch Kupfer und tötend Blei
Eisen nützlich dem Menschengeschlecht
Das den Acker durchfurcht, Sterblichen Speise gibt 
Und dem gütigen Ofen Holz, 

Wenn mit schneidender Axt Bäume der Hauer fällt,
Die dein nährender Schoß erhob.
Aber bauets nicht auch Häuser zum Schutz uns auf? 
Schützts uns nicht für der Feinde Wut? 

Lob dir, denn es besang dich, der Unsterblichkeit
Sänger Klopstock mit Harfenklang,
Daß es scholl im Gebürg und in dem Eichenwald 
In dem felsichten Widerhall. 

Deutsche Freiheit so wert, werter dem Biedermann
Als des zinsenden Perus Gold
Stehe furchtbar und hehr und unerschütterlich 
Wie dein donnerndes Felsenhaupt. 




Friedrich Hölderlin


Aus der „Heimkunft“

Drin in den Alpen ists noch helle Nacht und die Wolke,
   Freudiges dichtend, sie deckt drinnen das gähnende Tal.
Dahin, dorthin toset und stürzt die scherzende Bergluft,
   Schroff durch Tannen herab glänzet und schwindet ein Strahl.
Langsam eilt und kämpft das freudigschauernde Chaos,
   Jung an Gestalt, doch stark, feiert es liebenden Streit
Unter den Felsen, es gärt und wankt in den ewigen Schranken,
   Denn bacchantischer zieht drinnen der Morgen herauf.
Denn es wächst unendlicher dort das Jahr und die heilgen
   Stunden, die Tage, sie sind kühner geordnet, gemischt.
Dennoch merket die Zeit der Gewittervogel und zwischen
   Bergen, hoch in der Luft weilt er und rufet den Tag.
Jetzt auch wachet und schaut in der Tiefe drinnen das Dörflein
   Furchtlos, Hohem vertraut, unter den Gipfeln hinauf.
Wachstum ahnend, denn schon, wie Blitze, fallen die alten
   Wasserquellen, der Grund unter den Stürzenden dampft,
Echo tönet unher, und die unermeßliche Werkstatt
   Reget bei Tag und Nacht, Gaben versendend, den Arm.









August von Platten

Hier, wo von Schnee der Alpen Gipfel glänzen, 

Gedenk ich still vergangner Mißgeschicke, 

Zurück nach Deutschland wend ich kaum die Blicke, 
Ja, kaum noch vorwärts nach Italiens Grenzen. 

Vergebens hasch ich nach geträumten Kränzen, 
Daß ich die Stirne, die mich brennt, erquicke, 
Und Seufzer wehn, die selten ich ersticke, 
Als könnten Seufzer das Gemüt ergänzen! 

Wo ist ein Herz, das keine Schmerzen spalten?
Und wer ans Weltenende flüchten würde,
Stets folgten ihm des Lebens Truggestalten. 

Ein Trost nur bleibt mir, daß ich jeder Bürde
Vielleicht ein Gleichgewicht vermag zu halten
Durch meiner Seele ganze Kraft und Würde.









Heinrich Heine

Aus der „Harzreise“

Schwarze Röcke, seidne Strümpfe,
Weiße, höfliche Manschetten,
Sanfte Reden, Embrassieren -
Ach, wenn sie nur Herzen hätten!

Herzen in der Brust, und Liebe,
Warme Liebe in dem Herzen -
Ach, mich tötet ihr Gesinge
Von erlognen Liebesschmerzen.

Auf die Berge will ich steigen,
Wo die frommen Hütten stehen,
Wo die Brust sich frei erschließet,
Und die freien Lüfte wehen.

Auf die Berge will ich steigen,
Wo die dunklen Tannen ragen,
Bäche rauschen, Vögel singen,
Und die stolzen Wolken jagen.

Lebet wohl, ihr glatten Säle!
Glatte Herren, glatte Frauen!
Auf die Berge will ich steigen,
Lachend auf euch niederschauen.








Martin Greif

Alpenglühen

Glühende Sonne,
atmende du,
neigest mit Wonne
Gletschern dich zu!

Breitest darüber
rosigen Schein,
doch um so trüber
schlafen sie ein.

Was ist die Hülle
sterblicher Lust
gegen die Fülle

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