August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Abschiedsgruß
Dunkle Wolken auf den Bergen,
Sonnenschein im Tale hier;
Frühling hier und dort noch Winter –
Und du willst nun fort von mir?
Eine sonnenheitre Zukunft
Birgt mein liebend Herz für dich:
Doch du willst die düstre Ferne,
Und du musst verlassen mich.
Schein auf jenen Bergen, Sonne!
Dort ist mein Geliebter bald.
Mach zur Blütenlaube, Frühling,
Des Geliebten Aufenthalt!
Dunkle Wolken, zieht hernieder!
Sonnenschein, verbirg dich mir!
Lebe wohl — und Gottes Sonne,
Gottes Frühling sei mit dir!
Justinus Kerner
Abschied
Geh' ich einsam durch die schwarzen Gassen,
Schweigt die Stadt, als wär' sie unbewohnt,
Aus der Ferne rauschen nur die Wasser,
Und am Himmel zieht der bleiche Mond.
Bleib' ich lang vor jenem Hause stehen,
Drin das liebe, liebe Liebchen wohnt,
Weiß nicht, daß sein Treuer ferne ziehet,
Stumm und harmvoll, wie der bleiche Mond.
Breit' ich lange sehnend meine Arme
Nach dem lieben, lieben Liebchen aus,
Und nun sprech' ich: »Lebet wohl, ihr Gassen!
Lebe wohl, du stilles, stilles Haus!
Und du Kämmerlein im Haus dort oben,
Nach dem oft das warme Herze schwoll,
Und du Fensterlein, draus Liebchen schaute,
Und du Türe, draus sie ging, leb' wohl!«
Geh' ich bang nun nach den alten Mauern,
Schauend rückwärts oft mit nassem Blick,
Schließt der Wächter hinter mir die Tore,
Weiß nicht, daß mein Herze noch zurück.
Ernst Moritz Arndt
Abschied von der Welt
Ade! Ich muß nun scheiden,
Ihr Freunde, gute Nacht!
In Freuden und in Leiden
Gar schwer ist's mir gemacht,
In Kummer und in Tränen,
In Arbeit und in Not;
Drum ruft mein heißes Sehnen:
O komm, mein Herr und Gott!
O komm und schleuß dem Matten
Die müden Augen zu,
Bett' ihm im kühlen Schatten
Die stille, sanfte Ruh',
Bett' ihm im kühlen Grabe
Den letzten weichen Pfühl,
Die letzte Liebesgabe
Vom ganzen Weltgewühl.
Ade! Ihr sollt nicht weinen,
Ihr Freunde lieb und fromm,
Das Licht wird wieder scheinen,
Das ruft dem Schläfer: Komm!
Das klingt in seine Kammer:
Steh, Schläfer, steh nun auf!
Steh auf vom Erdenjammer!
Dein Himmel tut sich auf.
Ade! Ihr sollt nicht klagen,
Daß nun ich hinnen muß,
Die Nacht wird wieder tagen
Mit Freudenüberfluß,
Der große Held der Frommen
Wird mit der Krone stehn,
Und Engel werden kommen
Und mich zu Gott erhöhn.
Ludwig Tieck
Abschied
Was ist das Leben? Kommen nur und Schwinden,
Ein Wechsel nur von Nacht und Tageshelle,
Verlust und Schmerz, Sehnsucht und Wiederfinden,
So schwebt durch Traum und Wachen hin die Welle, –
Drum lächelt hoffend in der Trennung Wehen,
Durch Abschiedsthränen schon das Wiedersehen.
Ferdinand Sauter
Abschied
Still, still, mein Herz, dich trügt vielleicht der Schein,
Du trübst dir selber deines Daseins Wein —
O nein, o nein! was mir erzählt das Auge,
Erfüllt mein innerst Herz mit bittrer Lauge.
Leb wohl, du holdes, liebes Menschenkind,
Du siehst es nun, wie Dichter närrisch sind.
Ob meine Wunden bluten, ob vernarben,
Das Leben reicht dir doch die vollsten Garben!
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