Johann Wolfgang von Goethe
An den Mond
Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer wird' ich froh!
So verrauschte Scherz und Kuß,
Und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,
was so tröstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh;
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!
Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst,
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt!
Was von Menschen nicht gewußt,
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
Heinrich Heine
Süsser Mond
Nacht liegt auf den fremden Wegen,
Krankes Herz und müde Glieder;
Ach, da fließt wie stiller Segen,
Süßer Mond, dein Licht hernieder.
Süßer Mond, mit deinen Strahlen
Scheuchest du das nächt`ge Grauen;
Es zerrinnen meine Qualen,
Un die Augen übertauen.
Franz Grillparzer
An den Mond
Wandle, wandle, holder Schimmer!
Wandle über Flur und Au,
Gleitend, wie ein kühner Schwimmer,
In des stillen Meeres Blau.
Sanft im Silberglanze schwebest
Du so still durchs Wolkenmeer,
Und durch deinen Blick belebest
Du die Gegend rings umher.
Manchen drücket schwerer Kummer,
Manchen lastet Qual und Pein;
Doch du wiegst in sanften Schlummer
Tröstend ihn, voll Mitleid, ein.
Sanfter, als die heiße Sonne,
Winkt dein Schimmer Ruh und Freud,
Und erfüllt mit süßer Wonne,
Tröstung und Vergessenheit.
Hüllst in dicht bewachsnen Lauben
Mit der sanften Fantasie
Ganz den Dichter; machst ihn glauben,
Seine Muse weiche nie.
Und auch mich hast du begeistert,
Der ich dir dies Liedchen sang,
Meiner Seele dich bemeistert,
Da mein Lied sich aufwärts schwang!
Richard Dehmel
Lied an den Mond
Willkommen, weißer Mond im Blauen,
allein.
Laß mich in Deine Heimat schauen,
sei mein.
Ich sitz im Dunkeln voll Geduld,
du scheinst.
O leuchte jedem heim voll Huld,
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