Christian Felix Weiße
Das Glück der Liebe
Du kleine Herde! welche Freude
Bringt dir des Frühlings junge Zier!
Auf einer blumenvollen Weide
Scherzt Lieb und Unschuld frey in dir.
Du buhlest nicht um Geld und Ehren,
Und blos die Liebe liebt in dir:
Wir lassen uns die Klugheit lehren,
Und die Natur vergessen wir!
Aloys Blumauer
Das wahre Glück
Man rühmt hienieden, wie ich sehe,
Bald Freundschaft, und bald Lieb' und bald die Ehe
Uns Menschen als beglückend an,
Obgleich uns keine von den dreien
Allein ganz glücklich machen kann:
Nur der darf sich des wahren Glückes freuen,
Bei welchem sich Geliebte, Frau und Freund
In einerlei Person vereint.
Johann Wolfgang von Goethe
Das Glück
Du hast uns oft im Traum gesehen
Zusammen zum Altare gehen,
Und dich als Frau und mich als Mann.
Oft nahm ich wachend deinem Munde
In einer unbewachten Stunde,
Soviel man Küsse nehmen kann.
Das reinste Glück, das wir empfunden,
Die Wollust mancher reichen Stunden
Floh wie die Zeit mit dem Genuss.
Was hilft es mir, daß ich genieße?
Wie Träume fliehn die wärmsten Küsse,
Und alle Freude wie ein Kuß.
Heinrich Heine
Das Glück ist eine leichte Dirne,
Und weilt nicht gern am selben Ort;
Sie streicht das Haar dir von der Stirne
Und küsst dich rasch und flattert fort.
Frau Unglück hat im Gegenteile
Dich liebefest ans Herz gedrückt;
Sie sagt, sie habe keine Eile,
Setzt sich zu dir ans Bett und strickt.
Ernst Moritz Arndt
Das Glück, das glatt und schlüpfrig rollt,
tauscht in Sekunden seine Pfade,
ist heute mir, dir morgen hold
und treibt die Narren rund im Rade.
Laß fliehn, was sich nicht halten läßt,
den leichten Schmetterling laß schweben,
und halte dich nur selber fest;
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