Eifersucht
Daß er noch lebt, den du geliebt,
Ist's, was das Leben mir vergällt —
Daß er noch lebt, der dich betrübt,
Und der das Leben dir vergällt!
Könnt' ich ihn tödten mit dem Kuß,
Den ich jeht drück' auf deinen Mund
So aber sind' ich seinen Kuß
Auf deinem bösen — lieben Mund!
Detlev von Liliencron
Die gelbe Blume Eifersucht
Was war das, drückt er ihr leise die Hand,
Als gestern Abend er neben ihr stand,
Der Hund, der Hund!
Heut sah sie den ganzen Tag hinaus,
Wann wird er kommen.
Und als er um die Ecke bog,
Das Rot ihr in die Schläfen flog.
Das soll dir nicht frommen,
Du Hund, du Hund!
Heut Abend, ich lauschte, in heimlicher Stund'
Er küßte sie zärtlich auf Augen und Mund,
Der Hund, der Hund!
Nun lauer' und schleich ich im Säulengang
Auf Katzenpfoten.
Meinen Dolch betast' ich wohl hundertmal,
In die Brust ihn dir brech' ich für alle die Qual,
Als Liebesboten,
Du Hund, du Hund!
Georg Heym
Eifersucht
Die Straße wird zu einem breiten Strich.
Die Häuser werden weiss wie eine Wand.
Die Sonne wird ein Mond. Und unbekannt,
Gleichgültig, fremd, ein jedes Angesicht.
Sie sehen aus wie Blätter von Papier,
Weiß, unbeschrieben. Aber hinten winkt.
Ein schlankes blaues Kleid, das fern versinkt
Und wieder auftaucht, und sich fern verliert.
Auf seinem Nacken sitzt die Eifersucht.
Ein altes Weib, gestiefelt. Einen Dorn
Bohrt in das Hirn sie ihm, und haut den Sporn
In ihres Reittiers weicher Flanken Bucht.
Frank Wedekind
Eifersucht
Und wieder seh’ ich neu entfacht
Die düstre Glut, die treu du hegst
Auf deinem Herd, zur Flammenpracht,
Dein Herz erleuchtend Nacht für Nacht,
Wenn du zur Ruh’ dich legst.
Kaum atme ich still, so kräuselt mild
Erwartung deiner Lippen Saum;
Dann fühl’ ich selbst, wie jenes Bild
Die lechzende Seele dir erfüllt
Mit grausigem Wundertraum.
Tief in die weichen Kissen schmiegt
Sich wollustbebend deine Gestalt.
In kurzem Ringen unterliegt
Dein Pflichtgefühl, und im Sturme siegt
Die grabentstiegene Gewalt.
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