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2013-07-18

Deutsche Klassiker zum Thema Ferien und Urlaub- Gedichte (2)









Anastasius Grün

Zwei Heimgekehrte

Zwei Wanderer zogen hinaus zum Tor,
Zur herrlichen Alpenwelt empor.
Der eine ging, weil’s Mode just,
Den andern trieb der Drang in der Brust.
Und als daheim nun wieder die zwei,
Da rückt die ganze Sippe herbei,
Da wirbelt’s Fragen ohne Zahl:
„Was habt ihr gesehn? Erzählt einmal!“
Der eine drauf mit Gähnen spricht:
„Was wir gesehn? Viel Rares nicht!
Ach, Bäume, Wiesen, Bach und Hain
Und blauen Himmel und Sonnenschein!“
Der andere lächelnd dasselbe spricht,
doch leuchtenden Blicks, mit verklärtem Gesicht:
„Ei, Bäume, Wiesen, Bach und Hain,
Und blauen Himmel und Sonnenschein!“
Eduard Mörike

Auf der Reise

Zwischen süßem Schmerz,
Zwischen dumpfem Wohlbehagen
Sitz ich nächtlich in dem Reisewagen,
Lasse mich so weit von dir, mein Herz,
Weit und immer weiter tragen.

Schweigend sitz ich und allein,
Ich wiege mich in bunten Träumen,
Das muntre Posthorn klingt darein,
Es tanzt der liebe Mondenschein
Nach diesem Ton auf Quellen und auf Bäumen
Sogar zu mir durchs enge Fensterlein.

Ich wünsche mir nun dies und das.
O könnt ich jetzo durch ein Zauberglas
Ins Goldgewebe deines Traumes blicken!
Vielleicht dann säh ich wieder mit Entzücken
Dich in der Laube wohlbekannt,
Ich sähe Genovevens Hand
Auf deiner Schulter traulich liegen,
Am Ende säh ich selber mich,
Halb keck und halb bescheidentlich,
An deine holde Wange schmiegen.

Doch nein! wie dürft ich auch nur hoffen,
Daß jetzt mein Schatten bei dir sei!
Ach, stünden deine Träume für mich offen,
Du winktest wohl auch wachend mich herbei!
Emanuel Geibel

Ferien

Am Waldhang überm Wiesengrunde
Wie ruht sich's gut zur Mittagstunde,
Wenn nur mit sanftem Hauch der Wind
Durchs Laub der Wipfel flüsternd rinnt!

Hier, vor der Welt und ihren Sorgen
Im Schoß der Einsamkeit geborgen,
Genieß' ich endlich frei von Zwang
Den langentbehrten Müßiggang.

Da saugt mein Leib aus Luft und Sonne
Des Daseins reinste Pflanzenwonne,
Indes der Geist zu freiem Spiel
Ins Blaue flattert ohne Ziel.

Doch träum' ich nicht von Ruhmeskränzen,
Von Sternen mehr, die täuschend glänzen;
Den Jüngling lockten solche Höhn;
Dem Alten deucht das Nächste schön.

Ich hör' im Forst den Jäger blasen,
Ich sehe, wie die Rinder grasen,
Der Storch durchs Ried hochbeinig stelzt,
Und schimmernd sich das Mühlrad wälzt.

Auch kommt mir bei der Wipfel Wogen
Bisweilen noch ein Reim geflogen,
Der, wie die Seele schweift und sinnt,
Zum Liede still sich weiter spinnt.

Doch nur für mich. Im Marktgedränge
Wer horcht' auch auf die leisen Klänge?
Mein Bestes gab ich; gönnt mir's nun,
Im Grünen spielend auszuruhn.








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