> Gedichte und Zitate für alle: Die Mutter in Gedichten deutscher Autoren Teil 3

2013-07-01

Die Mutter in Gedichten deutscher Autoren Teil 3








Louise Hensel

Der süßesten Mutter

Du trägst auf Mutterarmen
Den großen Wunderheld,
Die Gnade, das Erbarmen,
Den Trost der ganzen Welt.

O Jungfrau! laß uns sehen,
Was Gott durch Dich uns giebt,
Damit wir ganz verstehen,
Wie sehr Er uns geliebt!

Lehr' uns vor Ihm nur wallen,
Auf Ihn allein nur sehn,
Bis Er mit Wohlgefallen
Hört Seiner Kinder Flehn.

Lehr' uns wie Du Ihn lieben
In Freude und in Schmerz,
Und lege uns dort drüben
Einst an Sein Bruderherz.

Justinus Kerner

Der Mutter Grab

Auf der Mutter Grabeshügel
Steht der Vater mit den Kleinen,
Rosen und Vergißmeinnichte 
Blühn schon über den Gebeinen. 
Und das Jüngste nimmt ein Hölzlein, 
Bohrt es in des Grabes Erde.

»Laß die Pflänzlein,« spricht der Vater,
»Keins mir ausgegraben werde!«
Spricht das Kind: »Will keine Pflänzlein,
Bohre mir ein Löchlein eben,
Daß mir eine, eine Hand nur
Mutter aus dem Grab kann geben.«

Friedrich Rückert

Wenn zur Thür herein

1.

Wenn zur Thür herein
Tritt dein Mütterlein
Mit der Kerze Schimmer,
Ist es mir als immer,
Kämst du mit herein, 
Huschtest hinterdrein 
Als wie sonst in's Zimmer. 
Träum' ich, bin ich wach, 
Oder seh' ich schwach 
Bei dem Licht, dem matten? 
Du nicht, nur ein Schatten 
Folgt der Mutter nach. 
Immer bist du, ach, 
Noch der Mutter Schatten.

2.

Wenn dein Mütterlein
Tritt zur Thür herein,
Und den Kopf ich drehe,
Ihr entgegensehe,
Fällt auf ihr Gesicht
Erst der Blick mir nicht,
Sondern auf die Stelle
Näher nach der Schwelle,
Dort wo würde dein
Lieb Gesichtchen sein,
Wenn du freudenhelle
Trätest mit herein
Wie sonst, mein Töchterlein,
O du, der Vaterzelle
Zu schnelle
Erlosch'ner Freudenschein!

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Der Mutter Grab

Dort unter den schattigen Linden,
Wo frische Blumen blüh'n,
Ruht aus eine gute Mutter 
Von ihres Lebens Müh'n. 

Sie sieht nicht ihre Kinder,
Sie ahnt nicht unsern Schmerz;
Geschlossen ist ihr Auge,
Und ruhig bleibt ihr Herz.

Mit jedem Frühling werden
Die Linden wieder grün,
Und an dem Grabeshügel
Die Blumen wieder blüh'n.

Dann blicken die Linden und Blumen
Gar fröhlich himmelwärts,
Doch unsern Blick beugt nieder
Zum Grabe tief der Schmerz.






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