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2013-07-29

Friedrich von Hagedorn- Biografie und Gedichte

Friedrich von Hagedorn




Lange Zeit galt Hagedorn als Nachahmer  antiker Dichter für die er eine Vorliebe hatte. Das Hagedorn mit seinem besten lyrischen Werken ein Wegbereiter der deutschen Lyrik war, die immer mehr von bürgerlichen Thematiken beherrscht  wurde, und somit entscheidende Impulse für Hochphase der deutschen Aufklärung geben konnte wurde in der Literaturgeschichte relativ spät entdeckt und ist vor allem neueren Forschungen zu verdanken. Hagedorn ist es in einigen seiner lyrischen Werke gelungen die barocke höfische Dichtung zu überwinden obwohl er viele Inhalte und Formen des Barocks übernommen hat. Neu in seiner Dichtung ist seine Betonung des Diesseits und die Abwendung von den Themen barocker Dichter wie Lebensangst und Weltekel.

Umkränzt mit Rosen eure Scheitel
Noch stehen euch die Rosen gut
Und nennet kein Vergnügen eitel,
Dem Wein und Liebe Vorschub tut.

Was kann das Totenreich gestatten?
Nein! lebend muß man fröhlich sein.
Dort herzen wir nur kalte Schatten:
Dort trinkt man Wasser, und nicht Wein.

(Aus dem Gedicht "Der Tag der Freude")

Der Dichter wurde am 23.04.1708 als Sohn einer alten adeligen Familie in Hamburg geboren. Schon in seiner Kindheit unternahm er erste Versuche sich schriftstellerisch zu betätigen was angesichts der Tatsache, das in seinem Elternhaus bedeutende Schriftsteller verkehrten nicht verwundern muß.
Als Hagedorn 14 Jahre alt war starb sein Vater und seine Familie mußte sich nunmehr bescheiden durchs Leben schlagen. Ab 1726 studierte er an der Uni Jena Rechtswissenschaft beschäftigte sich aber, ähnlich wie Goethe, mit Literatur und Philosophie. 1727 mußte er aus Geldmangel sein Studium beenden und ging als Privatsekretär nach London.
1731 kam Hagedorn nach zurück und war dort als Hofmeister tätig. Selten hatte der Dichter Geld war aber oft bereit junge aufstrebende Dichter zu unterstützen.
Ab 1733 lebte Hagedorn finanziell sorgenfrei da er eine lukrative Stellung als Sekretär bekleidete.
1734 heiratete Hagedorn und sein Ehe soll, soviel man weiss, zwar kinderlos aber recht glücklich gewesen sein. Am 28.10. 1754 ist Hagedorn als gefeierter Dichter  gestorben.



Lyrik

Von 1742  bis 1752 gab Hagedorn insgesamt 3 Teile einer lyrischen Sammlung heraus in der er Wein, Weib und Gesang preist, und sieht man sich Inhalt und Form an, die französische Rokokodichtung in die deutsche Literatur einführt. Die Hauptthematik der französischen Hofdichtung sind Liebe, Wein und Rosen und wurden von dem griechischen Dichter Anakreon übernommen. Durch die Herausgabe der Gedichte durch Hagedorn setzte in Deutschland eine Flut anekreontischer Dichtung ein.

Insbesondere durch eine Verfeinerung in Sprache und Versbau hat sich Hagedorn bleibende Verdienst um die deutsche Literatur erworben, obwohl viele seiner Gedichte nach alten Muster barock verspielt sind und die Lebenswirklichkeit nicht wiedergeben.
Dort wo der Dichter sich um einen volkstümlichen Ton bemüht, und diesen weiter entwickelt, gelangen ihm auch in seiner Lyrik wegweisende Gedichte  die für die  Entwicklung der deutschen Literatur wichtig waren. Auch in der Naturlyrik schafft er Verse die durch echte Empfindungen getragen werden. (Der Morgen)
Die besten seiner Oden zeichnen sich durch eine positive Betrachtung des Lebens aus und können so frühaufklärerisch wirken.
In dem Gedicht "Der verliebte Bauern" übernimmt der Dichter volkstümliche Elemente und das Gedicht "Der Morgen" ist Naturlyrik vom Feinsten und gehört zum Besten was der Dichter geschaffen hat. Die Ode "An die Freude" ist Lebensbejahend, optimistisch und abwechslungsreich gestaltet.


                        Gedichte                  
             


Der verliebte Bauer


Rühmt mir des Schulzens Tochter nicht.
Nein! Sagt nur, sie ist reich.
Im ganzen Dorf ist kein Gesicht
Der flinken Hanne gleich.
Das Mensch gefällt, auch ungeputzt;
Ich sag' es ohne Scheu:
Trotz mancher, die in Flittern stutzt;
Sie sei auch wer sie sei.

Wie frei und weiß ist ihre Stirn
Und roth und frisch ihr Mund!
Wie glatt der Haarzopf meiner Dirn
Und ihre Brust wie rund!
Ihr Aug' ist schwarz wie reifer Schlee:
Schier komm' ich auf den Wahn,
Wann ich ihr lang in's Auge seh,
Sie hat mir's angethan.

Ihr wißt, wie wir im Rosenmond
Die Maien hier gepflanzt;
Da ward der Füße nicht geschont,
Da hat sich's g'nug getanzt.
Des Schaffers Tenne knarrte recht,
Wir schäkerten uns satt:
Der Hüfner Heins und Hans, der Knecht,
Und Hartwig aus der Stadt.

Den Vorreihn, Nachbarn, ließ man ihr:
Flugs rief sie mich herbei.
Beim Element! wie flogen wir
Nach Kilians Schalmei.
Wann Hanne nur in Schaukeln schwebt,
Wie muthig steigt ihr Schwung!
Und wann sie sich im Tanzen hebt,
Wie schön ist jeder Sprung!

Allein beim Kehraus glitschte sie;
Doch ich ergriff sie stracks:
Und dafür sah ich auch ein Knie,
Das war so weiß als Wachs.
Des Pfarrers Muthe schimpft' aus Neid
Und zwackte mich gar an.
Ich sprach: Mensch, laßt mich ungeheit
Und kneipt den Leiermann.

Mein Liebchen ging mit mir in's Feld:
Ich half ihr übern Zaun.
Da hab' ich mich nicht mehr verstellt,
Sie war bei guter Laun'.
Wir lagerten uns drauf ins Gras,
Wie Nachbarskinder thun:
Doch ich empfand, ich weiß nicht was,
Das ließ mich gar nicht ruhn.

G'nug, daß sie mich ihr Büschen hieß,
Mir Hand und Guschel reicht',
Und mir ein saftig Schmätzchen ließ,
Dem auch der Most nicht gleicht.
Ihr schmunzelt? Denket, was ihr wollt.
Glaubt, daß sie euch nur neckt,
Und daß ihr nicht erfahren sollt,
Was Hannens Mieder deckt.

Die Edelfrau ist zart und fein;
Mein Mensch ist wohl so schön.
Sollt' ich nur ihr Leibeigner sein,
Den Dienst woll't ich versehn.
Ihr, die ihr gern was Neues wißt,
Das euch die Ohren kraut;
Hört, was ihr alle wissen müßt:
Sie ist schon meine Braut.

Der Herr Magister merkt schon was:
Bring' ich den Decem hin,
So fragt er mich ohn' Unterlaß:
Ob ich verplempert bin?
Und wann sie in die Kirche tritt,
So singt er, glaubt es mir,
Noch weniger als sonsten mit,
Und schielt und gafft nach ihr.

Die Hochzeit soll auch bald geschehn,
Noch vor der Ernte Zeit.
Da sollt ihr manchen Luftsprung sehn,
Der Leib und Seel' erfreut.
Die ganze Dorfschaft komme mir,
Sie soll willkommen sein:
Und ich versprech' euch Kirmißbier
Und guten Firnewein.
Der Morgen

Uns lockt die Morgenröte
In Busch und Wald,
Wo schon der Hirten Flöte
Ins Land erschallt.
Die Lerche steigt und schwirret,
Von Lust erregt;
Die Taube lacht und girret,
Die Wachtel schlägt.

Die Hügel und die Weide
Stehn aufgehellt,
Und Fruchtbarkeit und Freude
Beblümt das Feld.
Der Schmelz der grünen Flächen
Glänzt voller Pracht,
Und von den klaren Bächen
Entweicht die Nacht.

Der Hügel weiße Bürde,
Der Schafe Zucht,
Drängt sich aus Stall und Hürde
Mit froher Flucht.
Seht, wie der Mann der Herde
Den Morgen fühlt
Und auf der frischen Erde
Den Buhler spielt!

Der Jäger macht schon rege
Und hetzt das Reh
Durch blutbetriefte Wege,
Durch Busch und Klee.
Sein Hifthorn gibt das Zeichen;
Man eilt herbei:
Gleich schallt aus allen Sträuchen
Das Jagdgeschrei.

Doch Phyllis' Herz erbebet
Bei dieser Lust;
Nur Zärtlichkeit belebet
Die sanfte Brust.
Laß uns die Täler suchen,
Geliebtes Kind,
Wo wir von Berg und Buchen
Umschlossen sind!

Erkenne dich im Bilde
Von jener Flur!
Sei stets, wie dies Gefilde,
Schön durch Natur,
Erwünschter als der Morgen,
Hold wie sein Strahl,
Sei frei von Stolz und Sorgen
Wie dieses Tal!
An die Freude

Freude, Göttin edler Herzen!
Höre mich!
Laß die Lieder, die hier schallen,
Dich vergrößern, dir gefallen;
Was hier tönet, tönt durch dich.

Muntre Schwester süßer Liebe!
Himmelskind!
Kraft der Seelen! Halbes Leben!
Ach, was kann das Glück uns geben,
Wenn man dich nicht auch gewinnt?

Stumme Hüter toter Schätze
Sind nur reich.
Dem, der keinen Schatz bewachet,
Sinnreich scherzt und singt und lachet,
Ist kein karger König gleich.

Gib den Kennern, die dich ehren,
Neuen Mut,
Neuen Scherz den regen Zungen,
Neue Fertigkeit den Jungen,
Und den Alten neues Blut.

Du erheiterst, holde Freude!
Die Vernunft.
Flieh auf ewig die Gesichter
Aller finstern Splitterrichter
Und die ganze Heuchlerzunft!

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