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2013-07-23

Trennungsgedichte deutscher Dichter 4








Ludwig Eichrodt

Trennung

Ich steh bei meinen vielen Büchern,
Ich geh spazieren durch den Wald ,
Und weiß dabei von keinem klügern,
Von keinem schönern Aufenthalt.

Ich sitz in meiner trauten Schenke,
Bei lieben Freunden und beim Wein,
Und weil ich just nicht an dich denke,
So glaub ich überfroh zu sein.

Da übermannt mich oft ein Sehnen,
Der Zufall hat mirs angetan,
Und mir entstürzen schier die Tränen,
Und bittre Wehmuth faßt mich an.

Dann kann mich, ach, nur das erfreuen,
Daß gleicher Schmerz zu dir auch spricht,
Daß er sich täglich wird erneuen –
Und dennoch, wünsch ich dir ihn nicht.
Adolf Friedrich von Schack

Trennung

 Noch einen mir, der Kraft mir leihe!
Gieb, Weib, bevor ich scheiden muß,
Für Leben mir und Tod die Weihe
In einem langen, heil'gen Kuß!

Lass brennend ihn von deinem Munde
Mir bis ins Herz des Herzens glühn,
Und duftend glänze diese Stunde
Gleich Rosen, die auf Gräbern blühn!

Um unsre selig-süßen Schmerzen
Soll sie, und um des Abschieds Qual,
Aufflammen halb wie Hochzeitskerzen
Und halb wie Leichenfackelstrahl;

Und fern noch in der Trennung Wehe
Mir leuchte sie, wenn ich verirrt
Am Rand des jähen Abgrunds stehe
Und alles um mich finster wird.
Ludwig Pfau

Keine Trennung

Wie lang', ach! warst du in der Ferne,
Vergebens zog mein Herz zu dir;
Du standest nur, gleich einem Sterne,
In meinen Träumen über mir.

Doch, deucht mir, war ich bei dir immer,
Seh' ich dir jetzt in's Angesicht,
Weil ganz der alten Liebe Schimmer
Aus deinen treuen Augen bricht.

Und wunderbar! was ich gewonnen
An Reichthum auf der längern Bahn —
Ach! meine Schmerzen, meine Wonnen
Schaun mich aus deinen Augen an.

Vergessen ist nun alles Scheiden,
Daß wir einst fern, wir glauben's nicht;
Daß wir beisammen stets, wir beiden,

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