> Gedichte und Zitate für alle: Christian Morgenstern u. Paul Haller mit Gedichten zum Thema Wald 15

2013-08-03

Christian Morgenstern u. Paul Haller mit Gedichten zum Thema Wald 15







Christian Morgenstern 

Traumwald

Des Vogels Aug verschleiert sich,
er sinkt in Schlaf auf seinem Baum.
Der Wald verwandelt sich in Traum
und wird so tief und feierlich.

Der Mond, der stille, steigt empor:
Die kleine Kehle zwitschert matt.
Im ganzen Walde schwingt kein Blatt.
Fern läutet, fern, der Sterne Chor.
Christian Morgenstern

Nachts im Wald

 Bist du nie des Nachts durch Wald gegangen,
wo du deinen eignen Fuß nicht sahst?
Doch ein Wissen überwand dein Bangen:
Dich führt der Weg.

Hält dich Leid und Trübsal nie umfangen,
daß du zitterst, welchem Ziel du nahst?
Doch ein Wissen übermannt dein Bangen:
Dich führt dein Weg.
Christian Morgenstern

In Wald und Welt

Lebendige Wesen schreitend aufzuscheuchen,
will Lust im Wald wie in der Welt mich deuchen.
Ein herrlich Wort aus Nietzsches hartem Lachen:
"Das Individuum unbehaglich machen".
Max Dauthendey

Graue Winde schütteln den Wald

 Graue Winde schütteln den Wald,
Winde rütteln am Haus,
In den Eichen Regengebraus,
Regen hämmert aufs Dach.
Mein leer Herz liegt wach,
Lauscht auf das Schütteln und Gießen.
Mein Herz kann nicht mehr weinen um mich,
Herz, die Himmel weinen für dich.
Paul Haller

Durch den Wald

Durch den Wald, den frühbesonnten,
Schreiten meine Wanderfüße;
Schreiten ohne Sünd und Sorgen
In den frohbewegten Morgen.

War ich erst so bang gemutet,
Leichtet sich mit eins die Seele,
Und mein Herz geht springend weiter
Auf der mutbesproßten Leiter.

Was mir je die Freude hemmte.
Will ich hier im Wald begraben;
Will auf meinen leichten Füßen
Heut die ganze Welt noch grüßen!
Paul Haller

Nachtstiller Wald

Nachtstiller Wald, du schwarzgebreitet Meer,
Aufschauernd tauch ich tief in deine Flut.
Nun lastet deine Tiefe über mir,
Und deine große Stille um mich ruht.

Von Ferne rauscht die Brandung hoch herein,
Das schwillt und sinkt und ebbt verklingend aus.
Nun ist der Meergrund traut wie’s Kämmerlein
Und meiner Unrast friedlich Totenhaus.

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