Das Reich des Gesanges
Was waltet süß in heil’ger Macht,
Was schimmert in der Sterne Pracht,
Dem Himmlischen verschwistert?
Wer lichtet uns der Erde Grund?
Wem tönt das Lied aus Sängers Mund,
Das durch die Saiten flüstert?
Hoch entwogend
Schwillt der Busen,
Und die Musen
Treten näher,
Froh umschweben sie den Seher.
Und in den Tönen wird es klar
Und stellt sich kühn dem Auge dar,
Als Götterbild zu prangen.
Die Harmonie ergreift das Herz
Und schwingt sich mit ihm himmelwärts
Und will das Wort empfangen.
Mächtig, prächtig,
Nie versunken
Glänzt der Funken,
Hingezogen
Fliegen sie durch luft’ge Wogen.
Und höher als des Tages Licht
Entfliehen sie, ermatten nicht,
Da blüht das Reich der Lieder;
Da funkelt Hellas’ Poesie,
Und jauchzend stürzt die Harmonie
Zu ihren Füßen nieder.
Klingend, singend
Schimmern Sterne
In der Ferne;
Über Sonnen
Ist des Sängers Ziel gewonnen.
Wilhelm Hauff
Grabgesang
Vor des Friedhofs dunkler Pforte
Bleiben Leid und Schmerzen stehn,
Dringen nicht zum heil'gen Orte,
Wo die sel'gen Geister gehn,
Wo nach heißer Tage Glut
Unser Freund im Frieden ruht.
Zu des Himmels Wolkentoren
Schwang die Seele sich hinan,
Fern von Schmerzen, neugeboren,
Geht sie auf – die Sternenbahn;
Auch vor jenen heil'gen Höhn
Bleiben Leid und Schmerzen stehn.
Sehnsucht giesset ihre Zähren
Auf den Hügel, wo er ruht:
Doch ein Hauch aus jenen Sphären
Füllt das Herz mit neuem Mut;
Nicht zur Gruft hinab – hinan,
Aufwärts ging des Freundes Bahn.
Drum auf des Gesanges Schwingen
Steigen wir zu ihm empor,
Unsre Trauertöne dringen
Aufwärts zu der Sel'gen Chor,
Tragen ihm in stille Ruh
Unsre letzten Grüße zu.
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