Teil 4
Karl Ernst Knodt
Die rechte Frau
Die rechte Frau entdeckt die Seele,
die Kindesseele, in dem Mann
und forscht nicht lang nach seiner Fehle.
Sie geht, so schnell sie schreiten kann,
gradaus - hindurch zu seiner Seele
vorbei an Tugend wie an Schuld,
und weckt, damit sie ihn nicht quäle,
die tränende durch reine Huld.
Max Dauthendey
Sie sind so schön, die schönen Frauen,
Wenn die Augen zitternd schauen
Und der Sehnsucht gleitende Schlösser bauen.
Doch nie sind sie schöner, die schönen Frauen,
Als wenn die Augen sich schließen müssen,
Und die dunkeln Wangen zeigen:
Seht mich hielt der Geliebte in Küssen,
Und sein Blut ist mein eigen.
Klabund
Einer jungen Frau
Dürft ich dich doch einmal Mutter heißen!
Schiffe wollen sich von ihren Ketten reissen,
Da die Weite ozeanisch winkt.
Stürme gehen wie mit Frauenfüssen,
Und die Abende versüssen
Den, der ihre Lieder singt.
Klabund
Die Jungfrau
Hier ruht die Jungfrau Lisa Gütersloh,
Mein Gott, sie tat nur immer so.
In der letzten Nacht noch haben sie gesehn
Einen Schlächtergesellen auf ihr Zimmer gehn.
Doch auf dem Fuße folgte die Strafe diesem Graus:
Es war des Morgens um halb vier,
Da blies derselbe Schlächter ihr
Mit seinem Schlächtermesser
Das Lebenslämpchen aus.
Stefan George
Mit den frauen fremder ordnung
Sollt ihr nicht den leib beflecken
Harret! lasset pfau bei affe!
Dort am see wirkt die Wellede
Weckt den mädchen tote kunde:
Weibes eigenstes geheimnis.
Nach den urbestimmten bräuchen
Eint sie euch den reifen schoossen
Euren samen wert zu tragen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen