> Gedichte und Zitate für alle: Der Cherubinische Wandersmann-Auswahl aus Buch 1+2

2013-08-23

Der Cherubinische Wandersmann-Auswahl aus Buch 1+2



1. Buch

5. Man weiß nicht, was man ist

 Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß;
Ein Ding und nit ein Ding, ein Stüpfchen und ein Kreis.
12. Man muß sich überschwenken

 Mensch, wo du deinen Geist schwingst über Ort und Zeit,
So kannst du jeden Blick sein in der Ewigkeit.
22. Die Gelassenheit

 So viel du Gott geläßt, so viel mag er dir werden;
Nicht minder und nicht mehr hilft er dir aus Beschwerden.
29. Der ewige Tod

 Der Tod, aus welchem nicht ein neues Leben blühet,
Der ists, den meine Seel aus allen Töden fliehet.
30. Es ist kein Tod

 Ich glaube keinen Tod; sterb ich gleich alle Stunden,
So hab ich jedesmal ein besser Leben funden.
47. Die Zeit ist Ewigkeit

 Zeit ist wie Ewigkeit und Ewigkeit wie Zeit,
So du nur selber nicht machst einen Unterscheid.
65. Armut ist göttlich

 Gott ist das ärmste Ding, er steht ganz bloß und frei:
Drum sag ich recht und wohl, daß Armut göttlich sei.
70. Die Liebe

 Die Lieb ist unser Gott, es lebet alls durch Liebe:
Wie selig wär ein Mensch, der stets in ihr verbliebe!
125. Die Gleichheit hat nicht Pein

 Wem alles gleiche gilt, den rühret keine Pein,
Und sollt er auch im Pfuhl der tiefsten Höllen sein.
150. Eins in dem andern

 Ist meine Seel im Leib und gleich durch alle Glieder,
So sag ich recht und wohl, der Leib ist in ihr wieder.
2.Buch

4. Das ewige Ja und Nein

 Gott spricht nur immer Ja,1 der Teufel saget Nein;
Drum kann er auch mit Gott nicht Ja und eines sein.
9. Das Weib auf dem Monde

 Was sinnest du so tief? Das Weib im Sonnenschein,
Das auf dem Monden steht, muß deine Seele sein.
28. Die Gleichheit

 Die Gleichheit ist ein Schatz: hast du sie in der Zeit,
So hast du Himmelreich und volle Seligkeit.
42. Das untere schadet nicht

 Wer über Berg und Tal und dem Gewölke sitzt,
Der achtets nicht ein Haar, wenns donnert, kracht und blitzt.
56. Armut und Reichtum

 Der, was er hat, nicht hat und alles schätzet gleich,
Der ist im Reichtum arm, in Armut ist er reich.
91. Die Geduld

 Geduld ist über Gold: sie kann auch Gott bezwingen
Und was er hat und ist, ganz in mein Herze bringen.
113. Man soll vernünftig handeln

 Freund, so du trinken willst, so setz doch deinen Mund
Wie ein Vernünftiger recht an des Fasses Spund.
153. Die Ewigkeit

 Was ist die Ewigkeit? Sie ist nicht dies, nicht das,
Nicht Nun, nicht Ichts, nicht Nichts, sie ist, ich weiß nicht was.
171. Der Adler fliegt hoch

 Ja, wer ein Adler ist, der kann sich wohl erschwingen
Und über Seraphim durch tausend Himmel dringen.
258. Die Ewigkeit

 Im Fall dich länger dünkt die Ewigkeit als Zeit,
So redest du von Pein und nicht von Seligkeit.

1 Kommentar:

ℐlasţradamuⓈ hat gesagt…

Habe mal wieder ein Zitat für meinen Blog benutzt und hierher verlinkt:
http://www.blog.adelhaid.de/2014/02/1std-sowie-webmasterfriday-1-wmfpt1.html