O mann des schmerzes mit der dornenkron!
O bleich und blutig antlitz das bei nacht
Glost eine bleiche flamme · welche macht
Endlosen leidens macht dein bild so schön?
Glänzende liebe in einem dunst von hohn ·
Wie still sind deine lippen und wie sacht
Nickst du vom kreuz · wie manchmal leise lacht
Gott der Mysterien: Gottes liebster sohn!
Flamme der Passion in diesem kalten All!
Schönheit von schmerzen auf der dunklen bahn!
Wunder von liebe das kein mensch vernahm!
Weh mir! ich höre stets den trüben fall
Der tropfen bluts · und lang starrt er mich an
Mit grosser liebe und endlosem gram.
Kurt Tucholsky
Oller Mann
Ein alter Mann ist stets ein fremder Mann.
Er spricht von alten, längst vergangenen Zeiten,
von Toten und verschollenen Begebenheiten …
Wir denken: „Was geht uns das an –?“
In unser Zeitdorf ist er zugereist.
Stammt aber aus ganz andern Jahresländern,
mit andern Leuten, andern Taggewändern,
von denen du nichts weißt.
Sein Geist nimmt das für eine ganze Welt,
was ihn umgab, als seine Säfte rannen;
wenn er an Liebe denkt, denkt er an die, die längst von dannen.
Für uns ist er kein Held.
Ein alter Held ist nur ein alter Mann.
Wie uns die Jahre trennen –!
Erfahrung war umsonst. Die Menschen starten für das Rennen,
und jeder fängt für sich von vorne an.
Für uns ist er ein Mann von irgendwo.
Ihm fehlt sein Zeitland, wo die Seinen waren,
er spricht nicht unsre Sprache, hat ein fremd Gebaren …..
Und wenn wir einmal alt sind und bei Jahren –:
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