Wandrers Heimkehr
Wach' auf mein Herz in Freude
Wie Blumen im Sonnenschein!
Du wirst mit mir noch heute
Im Paradiese sein.
Wirst von Entzücken schwellen
Wie Knospen tausendfach,
Wirst hüpfen wie die Wellen
Im murmelnden Waldesbach.
Wirst jubeln, wie die Lerche
Hoch in den blauen Höhn!
Die Berge, deine Berge,
Die wirst du wiedersehn! —
Euch, meine Berge such' ich
Mit ewigtreuem Sinn,
Und das flache Land verfluch' ich,
Und die stachen Menschen d'rin!
Doch nein, nicht zornig, bitter!
Sei mir der Vater mild,
Der, donnr' er im Gewitter,
Doch Segen niederquillt."
Gesegnet sei die Erde,
Und alle Menschen d'rauf!
Doch nur am Heimathheerde
Tut sich mein Himmel auf.
Ludwig Uhland
Heimkehr
O brich nicht, Steg, du zitterst sehr!
O stürz nicht, Fels, du dräuest schwer!
Welt, geh nicht unter, Himmel, fall nicht ein,
Eh’ ich mag bei der Liebsten sein!
Emanuel Geibel
Heimkehr
Das war dereinst ein Tag der Schmerzen,
Der uns getrennt auf immerdar;
Du wandtest dich von meinem Herzen,
Das reich und das dein eigen war.
Ich weiß, ich hatte viel verschuldet,
Doch nicht so viel, als du gemeint,
Und bitter hab' ich drum geduldet,
Und blutig hab' ich drum geweint.
Doch nun aufs neu' in deine Nähe
Nach manchem Jahr mein Stern mich führt:
Empfind' ich, wie sich Lust und Wehe
In meinem Busen mächtig rührt.
Mir ist's, ich sollte dich nicht meiden,
Und sprechen möcht' ich: O vergieb!
Ob Welt und Sitt' uns ewig scheiden,
Du bist mir dennoch schön und lieb.
Wohl lenkt' ich still nach andern Zielen,
Ich rang mich fort durch Freud' und Pein;
Doch, wie des Lebens Würfel fielen,
Vergessen konnt' ich nimmer dein.
Ich warb um Lust, um Ruhm, um Tugend,
Und manches Schöne fiel mir zu!
Doch bleibt das schönste Glück die Jugend,
Und meiner Jugend Glück warst du.
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