> Gedichte und Zitate für alle: E.M.Arndt u. J.Kerner zum Thema Gott-Gedichte (10)

2013-08-12

E.M.Arndt u. J.Kerner zum Thema Gott-Gedichte (10)


Teil 10


Ernst Moritz Arndt

Ruf an Gott

Du, der Licht war vor meinem Tage,
Du, der Klang war vor meiner Klage
In der Gestirne Jubelgesang,
Du, dem Sonnen und Welten entrollten,
Eh' meine Sinne fühlten und wollten,
Hilf, Herr! Mir ist die Seele so bang.

Du, der Licht bist, laß es durchdringen,
Du, der Klang bist, laß es erklingen,
Hauche von oben himmlischen Wind,
Hauche den Odem ewigen Lebens,
Das entfliehen die Schauder des Bebens –
Hilf, Gott! Höre dein flehendes Kind!

Aus dem Lichtmeer nur einen Funken,
Wie ich einst ihn selig getrunken!
Aus deiner Wonne nur einen Ton! 
Und es wehen die Lüfte des Lebens,
Und es fliehen die Schauder des Bebens –
Du bist Vater, ich wieder dein Sohn.
 Ernst Moritz Arndt

Gott hält die Wacht

Warum betrübst du dich so sehr,
O Menschenherz, und sinkst im Meer
Des tiefsten Erdenjammers unter?
Schau' auf und werde frisch und munter,
Schau' auf zu Gottes Lieb' und Macht:
Er ist dein Gott, er hält die Wacht.

Auf! Aus dem bangen Erdenleid!
Auf! Aus der feigen Zeitlichkeit!
Weg mit dem Grübeln, Sorgen, Grämen
Um eitel Schatten, Scheine, Schemen!
Blick' auf! Gib auf die Höhen acht!
Dort waltet Gott und hält die Wacht.

Blick' auf! Gab er dir nicht den Geist,
Der mutig hin nach oben weist,
Zum Lichte hinweist aus dem Dunkeln,
Wo hellere Sterne selig funkeln?
Blick' auf zu dem, der dich gemacht!
Er ist dein Gott und hält die Wacht.

Zu ihm blick' auf, zu seinem Sohn,
Der niederstieg vom Himmelsthron,
Erschien, ein milder Stern der Gnaden,
Zu heilen deinen Seelenschaden;
Auf deinen Liebesstern gib acht:
Er und der Vater halten Wacht.

Drum auf! Aus kurzer Zeitlichkeit
Schau' auf zur langen Ewigkeit,
Schau' aus dem trüben Erdgewimmel
Empor in deinen lichten Himmel,
Schau' auf zur Weisheit, Lieb' und Macht,
Die halten ewig treue Wacht
 Ernst Moritz Arndt

Gott, deine Kindlein treten
Mit Freuden zu dir hin,
Sie stammeln und sie beten;
Du kennst der Worte Sinn:

Was aus dem Borne quillet,
Der nimmermehr versiegt,
Was ihnen selbst verhüllet
Im tiefsten Herzen liegt,

Das lockst du hoch nach oben
In seliger Begier,
Die Milde dein zu loben
Und Güte für und für.

O du, der in den Höhen
Und in den Tiefen wohnt,
Laß kindlich uns verstehen,
Was überschwenglich lohnt.

Gib fromme Kinderworte,
Gib süßen Kinderwahn!
So wird uns nur die Pforte
Der Himmel aufgetan.
Justinus Kerner

Gott schickt am End' uns Leiden

Gott schickt am End' uns Leiden,
Auf daß uns diese Welt,
Wenn wir nun von ihr scheiden,
Nicht mehr so mächtig hält.

Die Mutter legt den Brüsten
Am End' was Bittres bei,
Auf daß des Kinds Gelüsten
Nicht mehr so mächtig sei.

Die Pflanze wird der Blätter
Und Blüten erst beraubt,
Bevor in Herbsteswetter
Sie senkt ihr müdes Haupt.

Was willst du dich beschweren,
Das welk die Freuden sind?
Du darfst nicht mehr begehren,
Mein Herz! als Kraut und Kind.

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