> Gedichte und Zitate für alle: H.Salus und Klabund zum Thema Frau (16)

2013-08-25

H.Salus und Klabund zum Thema Frau (16)


Teil 16


Klabund

Das nächtliche Lied und die Frau

Ich hörte eine Stimme durch die Nacht,
Die hat mein Reisigherz zur Glut entfacht.

Sie sang im Strim. Sie sang auf einem Boot.
Der Mond hing hoch und apfelsinenrot.

Da schwieg das Lied, das Boot trieb wie versteint-
Und eine leise Stimme hat geweint.

Ich sah das Schiff. An seinem Mastbaum stand
Ein junges Weib, dem Monde zugewandt.

Sie stand am Mast und sah hinaus zum Licht.
Ich rief sie an, doch hörte sie mich nicht.

Sie stand am Mast, mit Mondenlicht bestaubt,
Und sprach kein Wort und schüttelte das Haupt.

Pe-kiü-y
Hugo Salus

Die junge Frau

In deiner mildgesenkten Wimpern Schatten
Liegt, junge Frau, Bescheidenheit und Demut
Und stiller Dank für deinen ernsten Gatten:
Doch ist es auch wie eine kleine Wehmut;

Wie ein noch unbewusstes, fernes Sehnen
Nach einem Tag, da sich die Wimpern feuchten,
Nach großen Freuden oder schweren Tränen,
Nach einem Tag, da deine Augen leuchten!
  Hugo Salus 

An eine junge Frau

In deinem Schlafgemach, Menippa, junge Frau,
Stellst du beflissen jetzt, da sich dein Wunsch erfüllt,
Die auserlesen schönsten Götterstatuen auf;
Und manche Stunde schaust du sinnend hin auf sie,
Daß ihrer Anmut sich dein junger Leib erfülle,
Und ihre Schönheit deinem Spross zum Heile sei.
Heil dir, Menippa, du vom Glück Gesegnete,
Und möge deiner Sehnsucht nach dem schönen Sproß
Erfüllung werden! Aber lausche mir, Menippa,
Der ich dein alter Arzt und, mehr als dies, dein Freund bin.
Entferne diese Götterbilder nimmermehr
Aus deinem Haus! Nicht, weil es Götterbilder sind,
Nein, weil es schöne Götterbilder sind.
Denn, da du glaubst - und sei gesegnet, weil du glaubst -
Daß ihrer hohen Schönheit Spiegelbild dir keimt,
Wenn du verklärten Blicks zu ihren Füßen sitzest:
Ich schelte nicht, doch du vergassest wohl, Menippa,
Daß stets im Menschen etwas Schönes keimen soll!
Was gönnst du dir erst jetzt der Schönheit hehres Wunder,
- Das doch durch dich dem zarten Leben frommen muß -
Und gönntest karg es nicht dir selbst, um deiner willen!
Sei schön, nicht nur am Leib, und bleibe schön, Menippa,
Das einst dein schönes Kind mit frohbewegten Blicken
Und stolzen Augs auf seiner Mutter Anmut ruhe,
Die lieblich zwischen schönen Götterbildern wandelt.
Verstehst du mich? Heil dir, du klug Verstehende! 


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