> Gedichte und Zitate für alle: Meine Lieblingsgedichte: August Platen v. Hallermünde "Es liegt an einen Menschen Schmerz..." Platz 19

2013-08-08

Meine Lieblingsgedichte: August Platen v. Hallermünde "Es liegt an einen Menschen Schmerz..." Platz 19

August Platen von Hallermünde



Es liegt an eines Menschen Schmerz, an eines Menschen Wunde nichts,
Es kehrt an das, was Kranke quält, sich ewig der Gesunde nichts,
Und wäre nicht das Leben kurz, das stets der Mensch vom Menschen erbt,
So gäb's Beklagenswerteres auf diesem weiten Runde nichts.
Einförmig stellt Natur sich her, doch tausendförmig ist ihr Tod,
Es fragt die Welt nach meinem Ziel, nach deiner letzten Stunde nichts.
Und wer sich willig nicht ergibt dem ehrnen Lose, das ihm dräut,
Der zürnt ins Grab sich rettungslos und fühlt in dessen Schlunde nichts.
Dies wissen alle, doch vergißt es jeder gerne jeden Tag.
So komme denn, in diesem Sinn, hinfort aus meinem Munde nichts!
Vergeßt, daß euch die Welt betrügt, und daß ihr Wunsch nur Wünsche zeugt,
Laßt eurer Liebe nichts entgehn, entschlüpfen eurer Kunde nichts!
Es hoffe jeder, daß die Zeit ihm gebe, was sie keinem gab,
Denn jeder sucht ein All zu sein und jeder ist im Grunde nichts.


August von Platen-Hallermünde gehört sicher nicht zu unseren unbedeutenden Lyrikern aber mit dem oben stehenden Ghasel hat er ein außergewöhnliches Werk geschaffen. Schon Goethe bemerkt in einem Gespräch mit Eckermann an wie schwierig die Behandlung eines Themas in der Form des Ghasels ist und lobt von Platen indem er Eckermann die Lektüre seiner Ghasel empfiehlt.
Auch wenn die Sprache der heutigen etwas fremd ist so wird der aufmerksame Leser, wenn er willens ist Vers für Vers zu durchdenken, allerhand Parallelen zum Leben und unserer Zeit feststellen können.  Die folgenden Verse deute ich so:


Es liegt an eines Menschen Schmerz, an eines Menschen Wunde nichts,
Es kehrt an das, was Kranke quält, sich ewig der Gesunde nichts,
So gäb's Beklagenswerteres auf diesem weiten Runde nichts.
Einförmig stellt Natur sich her, doch tausendförmig ist ihr Tod,


Platen stellt fest das die Menschen leiden und stellt die Frage ob es jemand interessiert. Er beantwortet die Frage mit nein und bringt zum Ausdruck das nur das Wissen um den Tod ein Trost ist.

So würde ich mich den Gedicht nähern. Natürlich ist auch eine andere Interpretation möglich. Es ist ja auch ein Kennzeichen von wirklich großer Kunst das sie verschieden interpretierbar ist, so das sie zeitlose Gültigkeit behält.


Der Rubel auf Reisen


Der Rubel reist im deutschen Land
Der frommen Leuten frommt,
Und jeder öffnet schnell die Hand,
Sobald der Rubel kommt.

Ihn speichert selbst der Pietist,
Und gibt den Armen mehr:
Seit außer Kurs die Tugend ist,
Kursiert der Rubel sehr.

Der Tugend wird bloß Ruhm zuteil,
Es ist ein hohler Schall;
Doch wem die Welt um Rubel feil,
Dem klingt ein rein Metall!

Da wird die Nacht gescholten Tag,
Der Teufel wird so gut!
Was nicht ein heller Klang vermag,
Was nicht ein Rubel tut!

Des Nordens Sternbild wird bekränzt
Vom Sängerchor des Teut:
Es ist der Rubel, der so glänzt,
Der so das Aug' erfreut.

Wohl ist er ein an jedem Strand
Süßangegrinzter Gast:
Verkaufe nur dein Vaterland,
Wofern du eines hast!

Der Rubel klirrt, der Rubel fällt,
Was ist der Mensch? Ein Schuft!
Und wenn die Welt dir nicht gefällt,
So steig in deine Gruft!

Erst gab's nur einen Kotzebu',
Jetzt gibt's ein ganzes Schock;
Und schüttelst du das Haupt dazu,
So leg es auf den Block!

Der Teufel siegt, der Gott verliert,
Der blanke Rubel reist:
So ward von je die Welt regiert,
Solang die Sonne kreist.





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