Hobellied
Da streiten sich die Leut' herum
oft um den Wert des Glücks;
der Eine heißt den Andern dumm,
am End' weiß keiner nix.
Da ist der allerärmste Mann
dem Andern viel zu reich,
das Schicksal setzt den Hobel an
und hobelt alle gleich.
Die Jugend will halt stets mit G'walt
in allem glücklich sein;
doch wird man nur ein bisserl alt,
dann find't man sich schon drein.
Oft zankt mein Weib mit mir, oh Graus,
das bringt mich nicht in Wut.
Da klopf' ich meinen Hobel aus
und denk': Du brummst mir gut!
Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub
und zupft mich: „Brüderl, kumm!“,
da stell' ich mich am Anfang taub
und schau mich gar nicht um.
Doch sagt er: „Lieber Valentin,
mach' keine Umständ', geh!“,
dann leg' ich meinen Hobel hin
und sag' der Welt ade.
J.N.Nestroy und F. Raimund sind 2 Dichter aus Österreich die bei uns namentlich zwar bekannt sind deren Werke aber wohl kaum aufgeführt werden. Beide feierten ihre größten Erfolge mit Stücken die dem Volkstheater zuzurechnen sind.
Das Hobellied von Raimund ist mir das erste Mal in einem alten Film mit Hans Moser begegnet und hat mir sofort gefallen. Es stammt aus dem Stück "Der Verschwender" das seinerseits große Erfolge in Wien feierte. Der charmante Wiener Dialekt und der lockere Umgang mit dem Thema Tod machen mir das Lied sympathisch.
Ferdinand Raimund
An Schillers Nachruhm
In stiller Nacht, beim düstern Lampenscheine
Hast du oft tief dein sinnend' Haupt gesenkt;
Hoch wiegt dein Nachruhm nun mit Stolz das Seine,
Weil mit dem Höchsten du die Kunst beschenkt.
In fremden Sprachen deinen Geist verkündend,
Fragt er die Welt; ob je ein Dichter sang,
Der, seinen Ruf durch höheres Recht begründend,
Die Liebe seiner Nation errang?
Dir ist des Ruhmes seltner Doppelorden;
Bewunderung und Lieb' zugleich geworden!
Wer hat wie du fürs deutsche Volk geschrieben?
Hat Jüngling, Mann und Greis gleich hoch entzückt?
Wer Völker lehrt, verdient, daß sie ihn lieben,
Wer Glück bereitet, sei auch selbst beglückt.
Warst du es auch? und konntest du es werden?
Ragt Sehnsucht nicht aus deinem Lied empor?
Lebt ein Gemüt, das rein beglückt auf Erden?
Der Weise lügt es oft, es wähnt's der Tor;
Doch was das Leben auch an dir verbrochen,
Du hast dich durch Unsterblichkeit gerochen!
Dein Name lebt, dem frechen Tod zum Hohne,
Der stets der Welt zu früh das Beßre raubt.
Schon rüstet Deutschland sich, die Marmorkrone
Zu drücken auf dein ew'ges Dichterhaupt.
Ein Monument wird einst der Nachwelt lehren,
(Nicht wie du schriebst, dies kündet nur dein Lied,)
Daß Deutschland seltne Männer weiß zu ehren,
Und für der Dichtkunst Hoheit noch entglüht.
Der Himmel kann dir höhren Lohn noch bieten!
Die Erde tat, was sie vermag hienieden.
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