Einkehr
Bei einem Wirte, wundermild;
da war ich jüngst zu Gaste;
ein goldner Apfel war sein Schild
an einem langen Aste.
Es war der gute Apfelbaum,
bei dem ich eingekehret;
mit süßer Kost und frischem Schaum
hat er mich wohl genähret.
Es kamen in sein grünes Haus
viel leichtbeschwingte Gäste;
sie sprangen frei und hielten Schmaus
und sangen auf das beste.
Ich fand ein Bett zu süßer Ruh
auf weichen, grünen Matten;
der Wirt, er deckte selbst mich zu
mit seinem kühlen Schatten.
Nun fragt' ich nach der Schuldigkeit,
da schüttelt' er den Wipfel.
Gesegnet sei er allezeit
von der Wurzel bis zum Gipfel!
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
L.Uhland ist einer jener deutscher Lyriker die schon zur ihren Lebzeiten große Resonanz fanden und der breite Leserkreise ansprechen konnte. Ähnlich wie die Gedichte Eichendorffs oder Heines wurden auch zahlreiche Gedichte Uhlands vertont und fanden dadurch eine noch breitere Verbreitung.
Wenn auch viele Gedichte Uhlands, wie schon Goethe bemerkte, nicht gerade zum Weiterlesen anregen, so sind doch einige Gedichte ein fester Bestandteil der deutschen Lyrik geworden.
Die beiden auf dieser Seite zu lesenden Gedichte gehören zu jenen Schöpfungen Uhlands, die immer wieder in Gedichtsammlungen aufgelegt werden.
Seine große Beliebtheit bei seinen Zeitgenossen ist wohl auch darauf zurückzuführen, das sich Uhland große Verdienste um die Nation erworben hatte. Seine Verdienste als Politiker und Gelehrter sind vielleicht höher einzuschätzen als seine Verdienste als Lyriker.
FrühlingsglaubeDie linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
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