Platz 21
Lützows wilde Jagd
Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?
Hör's näher und näher brausen.
Es zieht sich herunter in düsteren Reih'n,
Und gellende Hörner schallen darein
Und erfüllen die Seele mit Grausen.
Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:
Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.
Was zieht dort rasch durch den finstern Wald
Und streift von Bergen zu Bergen?
Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt;
Das Hurra jauchzt und die Büchse knallt;
Es fallen die fränkischen Schergen.
Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt:
Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.
Wo die Reben dort glühen, dort braust der Rhein,
Der Wütrich geborgen sich meinte;
Da naht es schnell mit Gewitterschein
Und wirft sich mit rüst'gen Armen hinein
Und springt ans Ufer der Feinde.
Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt:
Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.
Was braust dort im Tale die laute Schlacht,
Was schlagen die Schwerter zusammen?
Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht,
Und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht
Und lodert in blutigen Flammen.
Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt:
Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.
Wer scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht,
Unter winselnde Feinde gebettet?
Es zuckt der Tod auf dem Angesicht;
Doch die wackern Herzen erzittern nicht.
Das Vaterland ist ja gerettet.
Und wenn ihr die schwarzen Gefall'nen fragt:
Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.
Die wilde Jagd und die deutsche Jagd
Auf Henkersblut und Tyrannen!
Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt!
Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt,
Wenn wir's auch nur sterbend gewannen.
Und von Enkeln zu Enkeln sei's nachgesagt:
Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.
Theodor Körner war nur 22 Jahre alt als er am 26.08.1813 bei Gadebusch fiel. Trotzdem hat er eine Menge von Dramen und Erzählungen hinterlassen die heute aber wohl alle, im Gegensatz zu seinem Gedichten, vergessen sind.
Die Lyrik von Körner kann man als gefühlvoll und patriotisch bezeichnen. Besonders das Gedicht, "Lützow wilde verwegene Jagd" aus der Sammlung "Leyer und Schwert" ist auch durch die Vertonung von C.M.Weber bis heute sehr bekannt geblieben und ein Volkslied geworden.
Das Gedicht kenne ich schon sehr lange und da ich mich auch für klassische Musik interessiere gefällt mir die schwungvolle Vertonung von Weber. Körners Gedicht gehört neben Herweghs "Bundeslied" zu meinen Lieblingsgedichten mit politischen Inhalt.
Theodor Körner
Abschied vom Leben
Die Wunde brennt - die bleichen Lippen beben -
ich fühl's an meines Herzens matterm Schlage,
hier steh ich an den Marken meiner Tage -
Gott, wie du willst! Dir hab ich mich ergeben. -
Viel gold'ne Bilder sah ich um mich schweben;
das schöne Traumbild wird zur Totenklage. -
Mut! Mut! - Was ich so treu im Herzen trage,
das muß ja doch dort ewig mit mir leben! -
Und was ich hier als Heiligtum erkannte,
wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,
ob ich's nun Freiheit, ob ich's Liebe nannte:
Als lichten Seraph seh ich's vor mir stehen; -
und wie die Sinne langsam mir vergehen,
trägt mich ein Hauch zu morgenroten Höhen. -
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