Wie rafft ich mich auf in der Nacht......
Wie rafft ich mich auf in der Nacht, in der Nacht,
Und fühlte mich fürder gezogen,
Die Gassen verließ ich, vom Wächter bewacht,
Durchwandelte sacht In der Nacht, in der Nacht,
Das Tor mit dem gotischen Bogen.
Der Mühlbach rauschte durch felsigen Schacht,
Ich lehnte mich über die Brücke,
Tief unter mir nahm ich der Wogen in Acht,
Die wallten so sacht
In der Nacht, in der Nacht,
Doch wallte nicht Eine zurücke.
Es drehte sich oben, unzählig entfacht,
Melodischer Wandel der Sterne,
Mit ihnen der Mond in beruhigter Pracht,
Sie funkelten sacht
In der Nacht, in der Nacht,
Durch täuschend entlegene Ferne.
Ich blickte hinauf in der Nacht, in der Nacht,
Ich blickte hinunter aufs neue:
O wehe, wie hast du die Tage verbracht!
Nun stille du sacht
In der Nacht, in der Nacht,
Im pochenden Herzen die Reue!
August von Platen
Die Tulpe
Andre mögen andre loben,
Mir behagt dein reich Gewand,
Durch sein eigen Lied erhoben
Pflückt dich eines Dichters Hand.
In des Regenbogens sieben
Farben wardst du eingeweiht,
Und wir sehen, was wir lieben,
An dir zu derselben Zeit.
Als mit ihrem Zauberstabe
Flora dich entstehen ließ,
Einte sie des Duftes Gabe
Deinem hellen, bunten Vlies.
Doch die Blumen all, die frohen,
Standen nun voll Kummers da,
Als die Erde deinen hohen
Doppelzauber werden sah.
»Göttin! o zerstör uns wieder,
Denn wer blickt uns nur noch an?«
Sprach's die Rose, sprach's der Flieder,
Sprach's der niedre Thymian.
Flora kam, um auszusaugen
Deinen Blättern ihren Duft:
Du erfreust, sie sagt's, die Augen,
Sie erfreun die trunkne Luft.

Neben den Ghasel "Es liegt an eins Menschen Schmerz" gehört dieses Gedicht zu meinen Lieblingsgedichten die aus der Feder von August von Platen stammen. Das Gedicht glänzt durch seine vollendete Form und ist in einem bitteren bis tragischen Ton gehalten. Es gibt eine Vertonung von J.Brahms die diese Bitterkeit gut ausdrückt? Hat es etwas mit dem schweren und entbehrungsreichen Leben des homosexuellen Dichters zu tun? Oder ist es Sehnsucht nach dem Tod?
Tief unter mir nahm ich der Wogen in Acht,
Die wallten so sacht
In der Nacht, in der Nacht,
Doch wallte nicht Eine zurücke.
August von Platen
Die Tulpe
Andre mögen andre loben,
Mir behagt dein reich Gewand,
Durch sein eigen Lied erhoben
Pflückt dich eines Dichters Hand.
In des Regenbogens sieben
Farben wardst du eingeweiht,
Und wir sehen, was wir lieben,
An dir zu derselben Zeit.
Als mit ihrem Zauberstabe
Flora dich entstehen ließ,
Einte sie des Duftes Gabe
Deinem hellen, bunten Vlies.
Doch die Blumen all, die frohen,
Standen nun voll Kummers da,
Als die Erde deinen hohen
Doppelzauber werden sah.
»Göttin! o zerstör uns wieder,
Denn wer blickt uns nur noch an?«
Sprach's die Rose, sprach's der Flieder,
Sprach's der niedre Thymian.
Flora kam, um auszusaugen
Deinen Blättern ihren Duft:
Du erfreust, sie sagt's, die Augen,
Sie erfreun die trunkne Luft.

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