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2013-08-02

Waldgedichte deutscher Autoren 8






Ludwig Uhland

Der Wald

 Was je mir spielt' um Sinnen und Gemüte
Von frischem Grün, von kühlen Dämmerungen,
Das hat noch eben mich bedeckt, umschlungen
Als eines Maienwaldes Lustgebiete.

Was je in Traum und Wachen mich umglühte
Von Blumenschein, von Knospen, kaum gesprungen
Das kam durch die Gebüsche hergedrungen
Als leichte Jägerin, des Waldes Blüthe.

Sie floh dahin, ich eilte nach mit Flehen,
Bald hätten meine Arme sie gebunden,
Da mußte schnell der Morgentraum verwehen.

O Schicksal, das mir selbst nicht Hoffnung gönnte!
Mir ist die Schönste nicht allein verschwunden,
Der Wald sogar, drin ich sie suchen könnte.
Friedrich Hebbel

 Dicker Wald

 Seid ihr's wieder, finstre Wälder,
Voll von Mord und Tod und Gift,
Wo man keine Gränzen-Wächter,
Doch zuweilen Räuber trifft?

Belladonna bietet gastlich
Ihre Kirschen, roth und rund,
Und der Schlange grünes Auge
Blinzt mich an vom schwarzen Grund.

Eine Natter als Geschmeide
Um den Hals, in dumpfem Sinn,
Kauert dort ein gelbes Mädchen,
Sie ist Schlangen-Königin.

Hei, wie fühlt man hier sein Leben,
Und wie hängt man sich daran,
Wo aus nächstem Busch des Räubers
Erster Schuß es nehmen kann!

Zwar ist Nichts bei mir zu holen,
Doch so wird die Hand geübt,
Und ich selbst bin ja der Priester,
Der ihm im Voraus vergiebt.
Friedrich Rückert

Komm in den Wald, wenn du willst bei uns sein

 Komm in den Wald, wenn du willst bei uns sein,
Fühl' unsern Odem dir entgegenwehn!
Komm in den Wald! wir wollen sein bei dir,
Hör' unser Flüstern dir entgegenflehn!
Wir wollen dir in jedem Hauch der Luft,
Mit jedem Strahl der Sonn' entgegengehn.
O siehst du nicht die Blumen im Gebüsch,
Die dir die feuchten Blick' entgegendrehn?
Wir werden, wo du siehst im Quell dein Bild,
Aus Himmelswolken dir entgegensehn.
Und denke nicht, daß starr die Felsen dort
Als Scheidewand der Lieb' entgegenstehn,
Sie werden, frag' in unserm Namen nur,
In unserm Namen dir entgegenen.
Franz Grillparzer

Es liegt ein düstrer Wald von alten Buchen

Es liegt ein düstrer Wald von alten Buchen
In einem klippgen Felstal der Ardennen,
Das nur der Wildnis scheue Tiere kennen,
Der Flüchtling kaum, die Ausgestoßnen suchen,
Zum dichten Laubdach wölben sich die Buchen,
Und kaum vermag die Sonne durchzubrennen,
Die Lüfte kaum, die allverbreitet blauen,
Durch ihre dichten Gitter durchzuschauen.
Der Wurzeln Teppich, Moos, so unberührt
Und also stolz auf seiner Freiheit Zeichen,
Daß, wenn ein Fußtritt sich auch hinverirt,
Das Kraut ersteht, die Spuren auszugleichen.
Entfernt von Augen, von der Stimmen Laut,
Wie von der Gottheit für sich selbst gebaut.

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