Allerseelen
Ruhn in Frieden alle Seelen,
Die vollbracht ein banges Quälen,
Die vollendet süßen Traum,
Lebenssatt, geboren kaum
Aus der Welt hinüberschieden:
Alle Seelen ruhn in Frieden.
Hermann von Gilm zu Rosenegg
Allerseelen
Stell' auf den Tisch die duftenden Reseden,
Die letzten roten Astern trag herbei
Und laß uns wieder von der Liebe reden,
Wie einst im Mai
Gieb mir die Hand, das ich sie heimlich drücke,
Und wenn man's sieht, mir ist es einerlei;
Gieb mir nur einen deiner süßen Blicke,
Wie einst im Mai.
Es blüht und funkelt heut' auf jedem Grabe,
Ein Tag im Jahre ist den Toten frei;
Komm' an mein Herz, das ich dich wieder habe,
Wie einst im Mai.
Hermann Allmers
Allerseelentag
Wie die falben Blätter fallen –
Heut ist Allerseelentag,
Wo man zu den Gräbern wallen,
Beten dort und weinen mag
Und gedenken jener Tage,
Da sie lebten, die da nun
Ohne Leid und Lust und Plage
Tief im stillen Grabe ruhn.
Doch wer keinen zu beklagen,
Wer kein Grab zu schmücken hat,
Dennoch mag er Leid wohl tragen,
Wenn auch ihm der Spätherbst naht.
Und er sorge, wird erscheinen
Ihm sein Allerseelentag,
Das man klagen, das man weinen
Auch an seinem Grabe mag.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen