Es hat die Flur ein Sturm verheert
Es hat die Flur ein Sturm verheert,
All ihre Blüten abgekehrt –
Ein schreckliches Gestiebe!
Die Lilien indessen,
Die Rosen und Cypressen
Der Schönheit und der Liebe,
Gottlob, sie blieben unversehrt.
Christian Friedrich Hebbel
Sturmabend
Rausche nur vorüber, Wind!
Wühl' im Laub und knicke,
Während ich mein süßes Kind
An die Brust hier drücke!
Nestle aus dem dunklen Haar
Ihr die junge Rose,
Wirf sie ihr zu Füßen dar,
Während ich hier kose.
Eine Todesgöttin, tritt
Sie die zarte Schwester
In den Staub mit stolzem Schritt
Und umschlingt mich fester;
Läßt dir willig gar das Tuch,
Das ihr, wenn ich neckte,
Sonst noch niemals dicht genug
Hals und Busen deckte.
Rausche, Wind! Wir seh'n die Zeit
So, wie dich, entfliehen,
Doch, bevor sie Asche streut,
Wagen wir zu glühen!
Lockend vor mir, rund und rot,
Ihre Feuerlippe!
Zwei Schritt hinter mir der Tod
Mit geschwungner Hippe.
Franz Grillparzer
Am Morgen nach einem Sturm
Hast einmal wieder gestürmt?
Wildes, tobendes Element,
Wider Erd und Himmel
Feindlich kämpfend angerennt?
Töricht! Fruchtlos!
Sieh! Die Erde steht unbewegt
Und der Himmel wölbt sich, heiter glänzend,
Lächelnd über sie und dich.
Du aber bist trüb und düster
Und warst doch schön wie sie.
Feinde nicht die Erde an,
Weil sie fest und grünend
Beneide nicht den Himmel,
Weil er blau und hell:
Bist du minder fest als jene,
Bist du heller doch, als sie;
Bist du minder hell als dieser,
Bist du fester doch, als er,
Und beide – willst du ruhig quellen –
Spiegeln sich vereint in deinen Wellen.
Drum gib auf nur die Beschwerde,
Sei erst ruhig und dann schau,
Ob du grün nicht wie die Erde,
Wie der Himmel blau.

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