Im Regen
Zählt man die Zeit im Jahr,
Drin freudvoll war ein Herz,
Sind's wen'ge Tage nur,
Die andern trug es Schmerz.
Zählt man die Zeit im Jahr,
Drin blau der Himmel blieb,
Sind's wen'ge Tage nur,
Die andern waren trüb.
Drum, da der Himmel selbst
So oft in Tränen steht,
Klag' nimmer, Menschenherz,
Das dir's nicht besser geht.
Friedrich Rückert
Es kommt der Regen des Frühlings
Es kommt der Regen des Frühlings
Und bringt den Segen des Frühlings,
Die Blumen stehen und warten
An allen Stegen des Frühlings.
Und Düfte streuen die Lüfte
Auf allen Wegen des Frühlings.
Doch mein Gemüt ist beklommen
In Kummer wegen des Frühlings,
Wie ich soll feiern die Feier,
Ich bin verlegen, des Frühlings?
Mir ist im Froste des Winters
Die Lust erlegen des Frühlings.
Bis euch, ihr Blumen, die blühtet
In Lustgehegen des Frühlings,
Mir neu anreget zu blühen
Ein Hauch allregendes Frühlings,
Hab' ich, ein trauriger Gärtner,
Das Grab zu pflegen des Frühlings.
Wilhelm Osterwald
Im Regen und in Sonnenschein wachsen…
Im Regen und in Sonnenschein
Wachsen des Maien Blümelein.
Du mit dem Maienangesicht,
Du mein tausendschönes Mägdelein,
Vergiss mein nicht!
Im Regen und im Sonnenschein
Schleichet die Liebe zum Herzen hinein,
Und grünet darin und umranket es dicht.
Du mein tausendschönes Mägdelein,
Vergiss mein nicht!
Im Regen und im Sonnenschein
Soll auch die grüne Myrte gedeih'n,
Die meine Hand in's Haar dir flicht.
Du mein tausendschönes Mägdelein,
Vergiss mein nicht!
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