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2013-09-27

Gedichte von Oskar Loerke- Letzte Bitte an die Erde (7)






Letzte Bitte an die Erde

Ich möchte wie ein wundgeschoßnes Wild,
Wie ein gestürzter Vogel still verenden.
Der Strauch, der weitergrünt, hält ihm den Schild,
Und magres Unkraut faßt ihn bei den Lenden.

Der lose Kopf hängt an der Erde schwer.
Und klagt ihr nur mit leisen Klagetönen,
Die Erde meint: Sei froh zu deiner Wiederkehr
Und schweige unter meinen vielen Söhnen.

Wärst du ein Mensch, von Menschen totgehetzt,
Die würden sich mit Peitschen um dich rotten
Und schrein: steh auf, du bist kaum leicht verletzt!
Du fauler Bold ! so würden sie dein spotten.

Denn sieh, mein Kind, es fehlt aus Gold und Stahl
Dir die Gewalt, vor der sie einzig ducken.
Und sähn sie ein, dich träfe ihre Qual
Nicht mehr - sie würden nur die Achsel zucken.

Mein Blut im Häschen, rege dich nicht mehr!
Mein Vogel, einmal nur noch mit dem Flügel schlagen!
Und wenn ein Mensch fleht: ich will so wie er
Zum Frieden eingehn! - hart will ich’s versagen.





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