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2013-09-27

Gedichte von Oskar Loerke - Wirtshausgarten (9)






Wirtshausgarten

Die Gäste gingen, warm hielt uns die Nacht
Am weißen Tisch in weißen Lichtes Schacht.

Aus Hafisschenken kam der gelbe Wein,
Die Linden brockten ihr Jahrhundert ein.

Wir waren fünf, wir waren vier und drei,
Der Glühwurm trug die Flügelspur vorbei.

Du alter Garten am Hotel zur Post -
Der Selbstsucht Klinge reinigt sich vom Rost.

Nun rauscht Musik, die längst verklungen ist,
Nun zwingt, was längst vom Tod bezwungen ist.

Und unsre Herkunft, unser Schicksal wich,
Und niemand hat nun niemand nur für sich.

Es spricht ein toter Freund, und jeder schweigt.
„Hört gut, im Dom zu Salzburg wird gegeigt.

Das ist mein Instrument, mein Lack, mein Holz,
Das ist im Nichts mein Bau, im All mein Stolz.

Ich danke euch, daß mir vor euch nicht bangt,
Weil ihr mich trüber, als ich bin, verlangt.

Ich habe meinen Waage-Punkt erreicht,
Wollt mich nicht schwerer und nicht minder leicht!

Ihr alle liebt ein Muster, lebend oder tot,
Das, niemals überbietbar, niemand überbot.

Nun geht. Bald zielt aus Ost der neue Speer,
Der Flug heißt, aber niemals Wiederkehr.“




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