Ludwig Tieck
Freude
Wie über Matten
Die Wolke zieht,
So auch der Schatten
Vom Leben flieht.
Die Jahre eilen,
Kein Stillestand,
Und kein Verweilen,
Sie hält kein Band.
Nur Freude kettet
Das Leben hier,
Der Frohe rettet
Die Zeiten schier.
Ihm sind die Stunden
Was Jahre sind
Sind nicht verschwunden
Wer so gesinnt.
Ihm sind die Küsse
Der goldne Wein
Noch 'mal so süße
Im Sonnenschein.
Ihm naht kein Schatten
Vergänglichkeit,
Für ihn begatten
Sich Freud' und Zeit.
Drum nimm die Freude
Und sperr' sie ein,
Dann müßt ihr beide
Unsterblich sein.
Ernst Moritz Arndt
Freude
Freundlich leuchten dir Sonne, Mond und Sterne,
Freundlich schimmert das Blumenkleid der Erde,
Tiefer rauschet das Meer mit seinen Wellen
Furchtbar und lieblich.
Droben kreist in Sonnenglut der Adler,
Drunten sumset der Käfer und die Milbe,
Aus den Büschen tönen der Nachtigallen
Zärtliche Lieder.
Ja, du bist schön und golden, Mutter Erde,
Schön in deinen rosigen Abendlocken,
Duftig in deines Erwachens Silberschimmer,
Bräutlich und züchtig.
Lustig hüpfest du hin im Weltentanze,
Alle deine Kinder am warmen Herzen,
Wandelst freudig dahin in deiner Sonne
Funkelndem Reigen.
Lustig sei und lachend des Menschen Stirne!
Nur dem Fröhlichen blüht der Baum des Lebens,
Dem Unschuldigen rinnt der Born der Jugend
Auch noch im Alter.
Heiter schwimmet die Luft mit ihren Sternen
Auf dem Busen des sanftbewegten Meeres,
Doch gestaltlos zittern auf wilden Wogen
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