Gesang des Polus
Wie still, wie einsam!
aber meine Brust wird hier nicht stiller,
als im lauten Lärm,
der des Theaters weiten Raum durchbraust.
Auch hier nicht gottallein!
Eine Welt des Widerspruches
stell ich täglich dar,
und des ungelösten Bruches
lacht erfreut der Hörer Schar.
Ach sie wirft mit vollen Händen
Gold und Ruhm dem Günstling zu;
wollte, könnte sie ihm spenden
eines wahren Lächelns Ruh!
Nein, ich spiele nicht den Toren,
ich bin es jederzeit,
ich, dem Endlichen geboren,
ringend nach Unendlichkeit.
Zum Olymp emporgehoben,
Ganymed ring ich zu sein,
und bin Sand, im Wind verstoben,
über Haide und Gestein.
Emanuel Geibel
Volkers Nachtgesang.
Die lichten Sterne funkeln
Hernieder kalt und stumm;
Von Waffen klirrt's im Dunkeln,
Der Tod schleicht draußen um.
Schweb' hoch hinauf, mein Geigenklang!
Durchbrich die Nacht mit klarem Sang!
Du weißt den Spuk von dannen
Zu bannen.
Wohl finster ist die Stunde,
Doch hell sind Mut und Schwert;
In meines Herzens Grunde
Steht aller Freuden Herd.
O Lebenslust, wie reich du blühst!
O Heldenblut, wie kühn du glühst!
Wie gleicht der Sonn' im Scheiden
Ihr beiden!
Ich denke hoher Ehren,
Sturmlust'ger Jugendzeit,
Da wir mit scharfen Speeren
Hinjauchzten in den Streit.
Hei Schildgekrach im Sachsenkrieg!
Auf unsern Bannern saß der Sieg,
Als wir die ersten Narben
Erwarben.
Mein grünes Heimatleben,
Wie tauchst du mir empor!
Des Schwarzwalds Wipfel weben
Herüber an mein Ohr!
So säuselt's in der Rebenflur,
So braust der Rhein, darauf ich fuhr
Mit meinem Lieb zu zweien
Im Maien.
O Minne! wundersüße,
Du Rosenhag in Blust,
Ich grüße dich, ich grüße
Dich heut aus tiefster Brust!
Du roter Mund, gedenk' ich dein,
Es macht mich stark wie firner Wein,
Das sollen Heunenwunden
Bekunden.
Ihr Kön'ge, sonder Zagen
Schlaft sanft, ich halte Wacht,
Ein Glanz aus alten Tagen
Erleuchtet mir die Nacht.
Und kommt die Früh' im blut'gen Kleid:
Gott grüß' dich, grimmer Schwerterstreit!
Dann magst du, Tod, zum Reigen
Uns geigen!
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