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2013-09-01

Gedichte zum Thema Gesang von H.Heine u. L.Uhland (10)


Teil 10



Heinrich Heine

Auf Flügeln des Gesanges

Auf Flügeln des Gesanges,
Herzliebchen, trag ich dich fort,
Fort nach den Fluren des Ganges,
Dort weiß ich den schönsten Ort.

Dort liegt ein rotblühender Garten
Im stillen Mondenschein;
Die Lotosbumen erwarten
Ihr trautes Schwesterlein

Die Veilchen kichern und kosen,
Und schaun nach den Sternen empor;
Heimlich erzählen die Rosen
Sich duftende Märchen ins Ohr.

Es hüpfen herbei und lauschen
Die frommen, klugen Gazelln;
Und in der Ferne rauschen
Des heiligen Stromes Welln.

Dort wollen wir niedersinken
Unter dem Palmenbaum,
Und Liebe und Ruhe trinken
Und träumen seligen Traum.
Ludwig Uhland

Mein Gesang

Ob ich die Freude nie empfunden?
Ob stets mein Lied so traurig klang?
O nein, ich lebte frohe Stunden,
Da war mein Leben Lustgesang.

Die milde Gegenwart der Süßen
Verklärte mir das Blumenjahr.
Was Morgenträume mir verhießen,
Das machte stets der Abend wahr

O könnten meiner Wonne zeugen
Des Himmels und der Bäche Blau,
Die Haine mit den Blüthenzweigen,
Der Garten und die lichte Au!

Die haben Alles einst gesehen,
Und haben Alles einst gehört.
Doch ach! sie müssen traurig stehen,
Auch ihre Zier ist nun zerstört.

Du aber zeuge, meine Traute!
Du Ferne mir, du Nahe doch!
Du denkst der kindlich frohen Laute,
Du denkst der sel’gen Blicke noch.

Wir hatten uns so ganz empfunden,
Wir suchten nicht das enge Wort;
Uns floß der rasche Strom der Stunden
In freien Melodieen fort.

Du schiedest hin, die Welt ward öde,
Ich stieg hinab in meine Brust;
Der Lieder sanfte Klagerede
Ist all mein Trost und meine Lust.

Was bleibt mir, als in Trauertönen
Zu singen die Vergangenheit?
Und als mich schmerzlich hinzusehnen
In neue goldne Liebeszeit?

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