Geh' an die Sonne
Mädel, wo hast du die Tränen her
Und die verblichenen Wangen?
Maienblüte, was blühst du nicht mehr,
Da noch dein Mai nicht zergangen?
Aber ich glaub's, da´du elend wirst
Mitten in lenziger Wonne –
Mädel, su stehst im Schatten und frierst!
Mädel, geh' an die Sonne!
Kindern des Lichts wird in Ewigkeit nicht
Dunkel und Dämmerung taugen.
Und du hast ja zwei Wänglein licht,
Hast zwei leuchtende Augen
Und zwei Flechten, die strahlender sind
Als eine goldene Krone –
Mädel, du bist ein Sonnenkind!
Mädel, geh' an die Sonne!
Karl Henckell
Geh in die Sonne!
Nehmen's die Krämer und Mäkler dir krumm –
Geh in die Sonne, scher dich nicht drum!
Sonne mit goldig erwärmendem Licht
Gibt dir vom Leben und marktet nicht.
Gütig und milde voll herrlicher Macht,
Schüttet sie über dich Schimmer und Pracht.
Würdest du Krösus und Kaiser zumal,
Küßte dich mütterlich segnend ihr Strahl.
Die dich mit lachenden Lippen berührt,
Hat sie dein liebendes Leben verspürt?
Über die Maßen beglückt ihre Huld,
Jeglichem Schenkenden schenkt sie die Schuld.
Pfiffige Schächer, mit Großmut verbrämt,
Geht aus der Sonne, wenn ihr euch schämt!
Stefan George
Du willst mit mir ein reich der sonne stiften
Darinnen uns allein die freude ziere ·
Sie heilige die haine und die triften
Eh unsre pracht und ihre sich verliere.
Dass dieses süsse leben uns genüge ·
Dass wir hier wohnen dankbereite gäste!
Und wort und lied ersinnst du dass gefüge
Die klagen flattern in die höchsten äste.
Du singst das lied der summenden gemarken ·
Das sanfte lied vor einer tür am abend
Und lehrest dulden wie die einfach starken ·
In lächeln jede träne scheu begrabend:
Die vögel fliehen vor den herben schlehen ·
Die falter bergen sich in sturmes-toben
Sie funkeln wieder auf so er verstoben -
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