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2013-09-01

Gesang der Jünglinge- Gedichte von L.Uhland zum Thema Gesang (11)


Teil 11



Ludwig Uhland

Gesang der Jünglinge

Heilig ist die Jugendzeit!
Treten wir in Tempelhallen,
Wo in düstrer Einsamkeit
Dumpf die Tritte widerschallen!

Edler Geist des Ernstes soll
Sich in Jünglingsseelen senken,
Jede still und andachtsvoll
Ihrer heil’gen Kraft gedenken.

Gehn wir in’s Gefild hervor,
Das sich stolz dem Himmel zeiget,
Der so feierlich empor
Ueber’m Erdenfrühling steiget!

Eine Welt von Fruchtbarkeit
Wird aus dieser Blüte brechen.
Heilig ist die Frühlingszeit,
Soll an Jünglingsseelen sprechen!

Fasset die Pokale nur!
Seht ihr nicht so purpurn blinken
Blut der üppigen Natur?
Laßt uns hohen Mutes trinken!

Daß sich eine Feuerkraft
Selig in der andern fühle
Heilig ist der Rebensaft,
Ist des Jugendschwungs Gespiele.

Seht das holde Mädchen hier!
Sie entfaltet sich im Spiele;
Eine Welt erblüht in ihr
Zarter, himmlischer Gefühle.

Sie gedeiht im Sonnenschein,
Unsre Kraft in Sturm und Regen.
Heilig soll das Mädchen seyn,
Denn wir reifen uns entgegen!

Darum geht in Tempel ein,
Edeln Ernst in euch zu saugen!
Stärkt an Frühling euch und Wein,
Sonnet euch an schönen Augen!

Jugend, Frühling, Festpokal,
Mädchen in der holden Blüthe,
Heilig seyn sie allzumal
Unsrem ernsteren Gemüthe!
Ludwig Uhland

Gesang der Nonnen

Erhebet euch mit heil’gem Triebe,
Ihr frommen Schwestern, himmelan
Und schwebt auf blüh’nder Wolkenbahn!
Da leuchtet uns die reinste Sonne,
Da singen wir in Frühlingswonne
Ein Lied von dir, du ew’ge Liebe!

Ob welken alle zarte Blüten
Von dem Genuß der ird’schen Glut:
Du bist ein ewig Jugendblut
Und unsrer Busen stäte Fülle,
Die ew’ge Flamme, die wir stille
Am Altar und im Herzen hüten.

Du stiegest nieder, ew’ge Güte,
Du lagst, ein lächelnd Himmelskind,
Im Arm der Jungfrau, süß und lind;
Sie durft’ aus deinen hellen Augen
Den Glanz der Himmel in sich saugen,
Bis sie die Glorie umglühte.

Du hast mit göttlichem Erbarmen
Am Kreuz die Arme ausgespannt.
Da ruft der Sturm, da dröhnt das Land:
Kommt her, kommt her von allen Orten!
Ihr Todte, sprengt des Grabes Pforten!
Er nimmt euch auf mit offnen Armen,

O Wunderlieb’, o Liebeswonne!
Ist diese Zeit ein Schlummer mir,
So träum’ ich sehnlich nur von dir;
Und ein Erwachen wird es geben,
Da werd’ ich ganz in dich verschweben,
Ein Glutstral in die große Sonne.

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