Der Sturm
"Bis an die Knöchel
steh ich
im tiefen See.
Den Horizont hinab,
wo mir Gebirge
die grauen Rachen -
entgegensperren,
greif' ich
und ziehe
aus ihren Schlünden
die zähen Schleimschleier
unendlicher Nebel
Und ich halte sie in die Sonne,
die euch scheidet,
mir noch im Mittag steht:
Das glüht, das leuchtet!
Das gcfällt euch!
Und ich schlag' das Gewölk
wie Schaum
mit der flachen Hand,
und wirbl' es
und ball' es
und kraus' es
und zaus' es -
heissah halloh!
Und ich pust' es
auf eure Dörfer
und hebe die Füße
aus eurem tiefen See
und laufe
Mutter Sonne davon,
heissah,
unter die purpurnen Sterne!
August Stramm
Angststurm
Grausen
Ich und Ich und Ich und Ich
Grausen Brausen Rauschen Grausen
Träumen Splittern Branden Blenden
Sterneblenden Brausen Grausen
Rauschen
Grausen
Ich.
Alfred Lichtenstein
Der Sturm
Im Windbrand steht die Welt. Die Städte knistern.
Halloh, der Sturm, der große Sturm ist da.
Ein kleines Mädchen fliegt von den Geschwistern.
Ein junges Auto flieht nach Ithaka.
Ein Weg hat seine Richtung ganz verloren.
Die Sterne sind dem Himmel ausgekratzt.
Ein Irrenhäusler wird zu früh geboren.
In San Franzisko ist der Mond geplatzt.
Hermann Löns
Sturm
Mondschein auf Wäldern, dunkel und tief,
Wolken vom Nordwind getrieben
Wie ein zerrissener Liebesbrief
Von treuloser Hand einst geschrieben.
Gellendes Kreischen im schwarzen Geäst,
Sturmlieder, grausiger Pracht voll,
Tobe, Orkan, ich stehe hier fest
Fühle mich sicher und machtvoll.
Nie fast mich Schwindel auf senkrechtem Fels
Bei deinem Schimpfen und Toben,
Kühnre Gedanken im Herzen ich wälz',
Wild von dem Brausen umstoben.
Brülle und heule nur toll darauf zu,
Gut passen beid' wir zusammen,
Besser als faulen in lebloser Ruh
Ist zu verbrennen in Flammen.
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