Altersschwäche
Wohl lebt's bequem sich in einem Haus,
Wenn alles sieht frisch und glänzend aus,
Wenn alles neu noch ist und gut,
Ohne Weigern seine Dienste tut.
Doch wenn das Haus alt ward und schlecht,
Nichts mehr passend ist, nichts mehr recht;
Wenn das Dach vor Regen nicht mehr will schützen,
Nicht mehr tragen wollen die Stützen
Wenn die Fenster trüb sind und matt,
Alles ein trauriges Ansehen hat,
Und nicht mehr eindringt der Sonnenschein ?
Wirst, Seele, du dann nicht fröhlich sein,
Wirst keine Freude du verspüren,
Wenn einer kommt, dich hinauszuführen?
Max Dauthendey
Zersticht das Alter Dein Gesicht,
Und flicht Dir Asche in Dein Haar,
Dornen in Deine Lippen -
Jugendklar bleibt Dein Auge.
In Deinen Augen springt heilig ein Quell,
An dem die dunkle Nymphe singt;
Heilig ein Quell,
Drinnen Märchenmonde hell funkeln.
Wer einen Blick mit Dir getauscht,
Trägt ihn berauscht von Aug zu Auge.
Dein Augenlicht bricht,
Wenn auf Erden das letzte Auge versiecht.
Ilse Franke-Oehl
Alter
Du siehst das Licht verrinnen,
Und Glut und Blut wird kalt.
Im Antlitz leise spinnen
Sich Falten, zäh und alt.
Die müden Arme sinken,
Der Blick streift ödes Land.
Die Lippen wollten trinken
Und sind von Durst verbrannt
Viel Stimmen, laut und leise,
Sind allgemach verstummt.
Nur wie im Traum die Weise
Verwehter Liebe summt.
Es ist ein Fest verlassen,
Leer steht ein gastlich Haus.
Der Wind wankt durch die Gassen
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