Pfingsten im Schnee
In der Nacht zum ersten Pfingstfeiertag
Fiel Schnee in gewalt'gen Mengen.
Am Morgen drauf er schimmernd lag
Im Tal und auf Bergeshängen.
Nach Veldenz kam ich ins Moselland
Bei hellem Sonnenscheine,
Da alles schon längst in Blüte stand
Auf Wiesen und im Haine.
Es waren bedeckt mit Blütenschnee
Die Apfelbäume vor allen,
Darüber war aus Himmelshöh
Der richtige Schnee gefallen.
Zwar weggeküßt hatt die Sonne ihn
Beinah schon von den Zweigen,
Doch unten lag er hoch auf dem Grün,
Es war ein Bild gar eigen.
Ich tät, ein sorgloser Wandersmann,
Im Wirtshausgarten stehen,
Da hub auf einmal etwas an,
Das ich noch nimmer gesehen.
Jünglinge und Mägdlein aus der Näh
Erschienen, und ohne Zäumen
Warfen einander sie mit Schnee
Unter den blühenden Bäumen.
So freundlich war der Sonnenschein,
So hell die Vöglein sangen
Und Schnee und Baumblüte im Verein,
Was für ein Glänzen und Prangen!
Der Tag so schön, der Jubel so laut,
Und gar nichts Arges dahinter.
Nie habe so reizend ich geschaut
Des Sommers Streit mit dem Winter.
Max Dauthendey
Erster Schnee
Fern, irgendwo im Himmelblau,
Ein sonderzartes Land.
Die Heiden weiß,
Besprossen lilaklare Primelblüten.
Blüten groß, offen erschlossen,
Augen, weite Augen, die an Tränen saugen,
Sanfte Augen, die ein Paradies behüten.
Mit weißen Fingern
Ein stilles Kind
Spielt mit den Primeln,
Lacht mit dem Wind.
Zaudernd auf schleichenden Zehen,
Über die Blüten,
Weiße Rudel
Von weißen Rehen.
Alles so licht und so eigen.
Einsam entblättert das Schweigen,
Zwei Zeilen fehlen!!
Max Dauthendey
Weißer Schnee, weiße Gräber,
Dunkle Reihen dunkler Kreuze.
Und die Sonne steht darüber.
Und der Südwind weht vorüber.
Und die kleinen Birken freuen
Sich schon leise auf das Blühen,
Und die weißen Wolken winken,
Und die blauen Schatten glühen, -
Weißer Schnee, weiße Gräber,
Dunkle Reihen dunkler Kreuze.
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