Gedicht zum Totensonntag
Ihr, die ihr schlaft schon manches Jahr,
Ihr, die ihr seit kurzem begraben -
Wacht auf! und macht euch der Gäste bereit:
Ihr sollt euern Sonntag heut` haben!
Was wir verloren mit euerm Tod,
Das werden wir nie verschmerzen.
Und dennoch - : heut hält ein heimlicher Strom
Verknüpft die sehnenden Herzen!
Auf Brücken der Liebe eilen wir hin
Zu eurer schweigsamen Stätte;
Da ist`s uns, als hielten wir eure Hand
Und säßen still - traulich am Bette.
Da pflegen wir heimliches Zwiegespräch
Tiefinnig - wie kaum zu sagen
Und blicken uns klar ins Aug` hinein
Und nicken und lächeln und fragen -
Wie dieses und wie jenes kam,
Wir wollen es euch erzählen;
Was unsre Seele umschlossen hält,
Darf eur`er Seele nicht fehlen -
Und kehren wir dann vom Friedhof heim
Im dämmrigen Abendstunden,
Dann soll uns allen ums Herze sein,
Als hätten wir jene gefunden
Die wir für immer verloren geglaubt,
Die wir so lange entbehrten,
Die, ob sie auch der Tod geraubt,
Cäsar Flaischlen
Totensonntag
Trostlos traurig grau in grau:
Himmel,
Dächer,
Straßen,
Menschen ...
trostlos traurig grau in grau ...
wie mit hungergieriger Lippe
saugt ein ungeheures Schweigen
Licht und
Luft und
Leben an sich
und mit grauenstummer Marter
überschleicht es
und bekriecht es
herzblut-tief- und tiefer-saugend
Himmel,
Dächer,
Straßen,
Menschen,
qualvoll hilflos grau in grau.
Hermann Löns
Auf meinem Grabe
Auf meinem Grabe
sollen rote Rosen stehn,
die roten Rosen,
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