Natur und Mensch
Oft schon kam es mir vor, Natur, als hätt'st du zu zeitig
In dein Werk dich verliebt und die Vollendung versäumt.
Weil der Mensch dir gefiel, so bleibst du stehen bei'm Menschen,
Und erwecktest in ihm nicht noch den schlummernden Gott.
Aber nun träumt er von dem, und weil er erwachend sich wieder
Findet, wie eben vorher, fällt er zurück in das Tier.
Friedrich Rückert
Unruhig ists in der Natur
Unruhig ist's in der Natur,
Als wie in meinem Herzen;
Doch draußen ist's der Frühling nur,
In mir sind's andre Schmerzen.
Der Frühling ist wohl auch ein Schmerz,
Der draußen wird geboren,
Ich aber hab', o armes Herz,
Die ich gebar, verloren.
Christian Morgenstern
Natur spricht
Mußt denn um mein ewig Leben
immer arme Verse spinnen?
Glaubst du Größeres zu geben,
wo so Großes zu gewinnen?
Laß die undankbaren Musen,
bin ich Mutter nicht von allen?
Besser als an ihrem Busen
wirst du dir bei mir gefallen!
Richard Dehmel
Naturtrieb
Die Lerche singt, der Rabe schreit -
Das ist nun so seit Ewigkeit;
sänge er auch, ihm würd's schon passen, -
und dennoch kann er 's Schrein nicht lassen.
Karl Henckell
Natur
Nicht aus Satzung und Drill ist je mir das Heil widerfahren,
Nur aus dem Buch der Natur sog ich befreiende Kraft.
Widerlich sind mir vergällt die Galeerentage der Jugend,
Rudernd mit ringendem Arm rett' ich vom Wrack mich aufs Meer.
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