
Dilettant und Kritiker
Es hatt’ ein Knab’ eine Taube zart,
Gar schön von Farben und bunt,
Gar herzlich lieb nach Knabenart,
Geätzet aus seinem Mund,
Und hatte so Freud’ am Täubelein sein,
Daß er nicht konnte sich freuen allein.
Da lebte nicht weit ein Altfuchs herum,
Erfahren und lehrreich und schwätzig darum;
Der hatte den Knaben manch Stündlein ergötzt,
Mit Wunder und Lügen verprahlt und verschwätzt.
„Muß meinem Fuchs doch mein Täubelein zeigen!“
Er lief und fand ihn strecken in Sträuchen.
„Sieh, Fuchs, mein lieb’ Täublein, mein Täublein so
schön!
Hast du dein Tag’ so ein Täublein gesehn?“
„Zeig her!“ Der Knabe reicht’s. „’s geht an.
Aber sieh, es fehlt noch manches dran.
Die Federn sind viel zu kurz geraten.“
Da fing er an, rupft sich den Braten.
Der Knabe schrie. — „Du mußt stärkre einsetzen,
Sonst ziert’s nicht, schwingt’s nicht!“
Da war’s nackt — „Mißgeburt!“ — und in Fetzen.
Dem Knaben das Herze bricht.
Wer sich erkennt im Knaben gut,
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