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2013-12-29

Gedichte von O.Loerke: Vorbei (11)





Vorbei

Menschenleid, in Moor versenkt,
Tönen die Unken.
Wer weiß es von uns? Wer kommt dahinter?
Es ist als Vorrat gezählt für den Winter.
Du gehst vorbei, den Kopf zurückgerenkt.
Manches bleibt unausgezählt.

An den Bodenfenstern im Dorfe
Warten die irdenen Töpfe
Mit den Früchten der Gärten im Saft,
Bebunden mit pergamentenem Blatte,
Bepilzt mit Schimmelschorfe,
Bei wachsendem Spinnweb, als Wächter die Ratte
Dennoch als Vorrat gezählt für den Winter.

Mägde strählen gelöste Zöpfe,
Um die Kämme knistert heimisch die Kraft
Wie nebenan der heimische Funke.

Aber mancher flieht ungezählt.
Nicht hinan, hinab nicht führen die Treppen.
Die Jahre wie baumhaftes Blitzgeäder
Schlagen vor ihm und hinter ihm ein:
Der Feuerwald meidet seine leere Steppe.

Die Unterweltsonnen der kreisenden Räder,
Die schwarzen, in Maschinensälen,
Zählen und zählen.
Er ist immer unausgezählt.

Es tut nicht weh. Erwürge dein Schrein:
Ich möchte gern zu Hause sein!




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